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Meinung: Was macht die Welt?: Osama bin Laden, Saddam Hussein und der Heilige St. Florian

Die USA sehen in Osama bin Laden den Drahtzieher der Anschläge in Amerika. War er es?

Die USA sehen in Osama bin Laden den Drahtzieher der Anschläge in Amerika. War er es? Und wird Amerika je untrügliche Beweise präsentieren?

Dass bin Laden beteiligt war, ist wahrscheinlich, dass er der eigentliche Drahtzieher war, nicht. Dagegen sprechen drei Gründe. 1. Eine derart generalstabsmäßig ausgeführte Operation kann nicht von Privatleuten ausgeführt worden sein, egal, wie steinreich bin Laden auch sein mag. 2. Der einzige Staat, der sowohl die Mittel als auch die Motive für diesen Horroranschlag hat, ist Irak. Saddam will sich für den verlorenen Golfkrieg, für das andauernde Embargo rächen; hinter beiden stand als Führungsmacht Amerika. 3. Im Jahr 1993 wurde das World Trade Center schon einmal Ziel eines Terrorangriffs - mit sechs Toten. An diesem Anschlag war ein gewisser Ramsey Yussef beteiligt, ein irakischer Agent, der nun seine Strafe in einem US-Gefängnis absitzt.

Zum ersten Mal hat die Nato den Bündnisfall erklärt. Was kann Deutschland, was die Bundeswehr zur Verteidigung gegen diesen Terror beitragen?

Ganz schön ironisch. Als der Nato-Vertrag geschlossen wurde, ging alle Welt davon aus, dass Amerika den Europäern zu Hilfe eilen müsste, nicht umgekehrt. Die Bundeswehr, die schon an Mazedonien würgt, wird sich kaum einschalten können oder wollen. Aber Deutschland kann politisch eine ganze Menge tun: den USA erlauben, ihre hiesigen Stützpunkte zu nutzen, zugleich mit Amerika und allen anderen westlichen Ländern einen Perspektivwechsel zu vollziehen. Bislang galt überall das Sankt Floriansprinzip: Während Du Dich mit Deinen Terroristen herumschlägst, kümmere ich mich um business as usual. Der Perspektivwechsel? Der gesamte Westen ist Zielscheibe, weil er wegen seiner hochkomplexen Wirtschaftsordnung so verwundbar ist. Zusammenstehen ist also nicht nur eine Sache der Solidarität, sondern des wohlverstandenen Eigeninteresses.

Im Westen wächst das Misstrauen gegen Muslime. Präsident Bush aber will für den Vergeltungsschlag, wie im Golfkrieg, eine Koalition mit den arabischen Staaten schmieden. Wie geht das zusammen?

Die Terrorbekämpfung wird nicht mit den islamischen Staaten funktionieren, die Terrorgruppen Unterschlupf bieten oder gar den Terrorismus als Instrument benutzen. Anderseits gibt es arabische Staaten, z. B. Ägypten, die selbst Opfer des Terrors geworden sind. Und wiederum andere, deren Überleben durch Amerika gesichert wird. Deren eigensüchtige Interessen zu nutzen, dürfte für die amerikanische Diplomatie so schwer nicht sein.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik ...

Die hat sich mit überraschender Geschwindigkeit und warmen Worten auf die richtige Seite gestellt - so ziemlich ohne Wenn und Aber. Überdies: Der Anti-Amerikanismus, der hier wieder seit Monaten grassiert, ist zur Zeit out. Und: In deutschen Städten gibt es nach 40 Jahren wieder pro-amerikanische Aufmärsche. Vielleicht denkt das "gemeine Volk" überall in der Welt ganz anders als die "schwatzende Klasse". Das wäre eine ernüchternde Überraschung für uns Medienmenschen.

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