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Meinung: Weckruf auf Termin Von Harald Schumann

Manche wissenschaftlichen Erkenntnisse kommen wie bestellt: Am kommenden Sonntag werden sich Delegierte aus aller Welt in Buenos Aires versammeln, um eine weitere Runde in den Verhandlungen zum Schutz des Klimasystems einzuläuten. Und nur vier Tage zuvor publiziert das Wissenschaftsblatt „Nature“ eine Studie, die erstmals den direkten Zusammenhang zwischen einem katastrophalen Wetterereignis und der menschengemachten Anreicherung von Treibhausgasen in der Atmosphäre nachweist.

Manche wissenschaftlichen Erkenntnisse kommen wie bestellt: Am kommenden Sonntag werden sich Delegierte aus aller Welt in Buenos Aires versammeln, um eine weitere Runde in den Verhandlungen zum Schutz des Klimasystems einzuläuten. Und nur vier Tage zuvor publiziert das Wissenschaftsblatt „Nature“ eine Studie, die erstmals den direkten Zusammenhang zwischen einem katastrophalen Wetterereignis und der menschengemachten Anreicherung von Treibhausgasen in der Atmosphäre nachweist. Demnach war die Hitzewelle im Sommer 2003 kein Naturereignis. Vielmehr mussten binnen zwei Wochen an die 30 000 Europäer frühzeitig sterben und Europas Volkswirtschaft Schäden von mehreren Milliarden Euro verkraften, weil die Menschheit seit Jahrzehnten mehr Kohle, Öl und Erdgas zu Kohlendioxid verbrennt, als Atmosphäre und Ozeane aufnehmen können.

Deutlicher konnte der Weckruf nicht ausfallen: Wenn es nicht gelingt, die Welt auf einen Entwicklungspfad zu führen, der den Verbrauch von fossilen Brennstoffen drastisch einschränkt, dann werden künftige Generationen mit hohen Verlusten an Wohlstand und Lebenserwartung bezahlen müssen. Das umstrittene Kyotoprotokoll, das nach der Ratifizierung durch Russland im Februar 2005 in Kraft tritt, wird aber selbst bei vollständiger Umsetzung bis 2012 den Ausstoß von Treibhausgasen um nicht einmal fünf Prozent gegenüber dem Stand von 1990 verringern – und das auch nur in den Industrieländern ohne die USA. So steigt die Produktion der Klimagifte stetig an, weil auch China und Indien sich bisher keiner Begrenzung unterziehen. Diese Nationen dazu zu bewegen, dem technologischen Irrweg des Nordens nicht zu folgen, wird nur gelingen, wenn die Wohlstandsländer im großen Stil in effizientere Technik und regenerative Energien investieren und diese Technologien der übrigen Welt zur Verfügung stellen. Eine solche Strategie, wie sie Deutschland bei der Stromversorgung schon begonnen hat, wird gewiss viele hundert Milliarden kosten. Doch Abwarten und Nichtstun, das belegt die „Nature“Studie, wird noch viel teurer.

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