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Meinung: Weicher, bitte!

In Sydney ist gerade die weichste Wolle der Welt versteigert worden, 90 Kilogramm für ungefähr 400 000 Euro. Der chinesische Konzern, der das Geld ausgegeben hat, will jetzt Kleider draus schneidern, ziemlich teure, versteht sich.

In Sydney ist gerade die weichste Wolle der Welt versteigert worden, 90 Kilogramm für ungefähr 400 000 Euro. Der chinesische Konzern, der das Geld ausgegeben hat, will jetzt Kleider draus schneidern, ziemlich teure, versteht sich. Man sieht daran: Während Chinesen bei uns immer noch als kleine Männer in Einheitskluft gelten, haben sie sich längst an die Spitze der LuxusPyramide gearbeitet und lassen ihre Mao-Kittel jetzt aus handgezupftem Mikro-Merino klöppeln, während Pariser Couture-Kleider zu 90 Prozent aus Polyamid bestehen. Dabei hätten wir in Europa ja durchaus was Gutes mit der Wolle anfangen können: Bodenteppiche für den neuen Bugatti hätten draus entstehen können, ein Bezug für den Lieblingssessel des neuen Bundespräsidenten oder Pullover für jeden deutschen Milliardär und seine Frauen und Kinder. Doch nichts. Ja, Deutsche, wir sehen daran, dass uns der Anschluss verloren gegangen ist. Unsere Klamotten kommen zwar noch aus China, werden aber von H & M vertickt, wir leben in Ikea und lassen uns die Wehwehchen von den Ratiopharm-Zwillingen behandeln. Ach: So ein wenig weiche Wolle wäre da ganz tröstlich.

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