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Meinung: Wider alle Theorie

AUSBILDUNGSPLATZABGABE

Das Problem beim Streit um die Ausbildungsplatzabgabe ist, dass sich viele Menschen zu Wort melden, die das Thema nur aus der Theorie kennen. Firmen, die zu wenig ausbilden, sollen demnächst eine Strafe zahlen – fordern Gewerkschaftschefs, Parlamentsabgeordnete und Verbandsfunktionäre von den Schreibtischen ihrer bequemen Büros aus. Der Praxis in den Betrieben wird ihr vermeintliches Patentrezept aber nicht gerecht. Das zeigt das Beispiel des Berliner MobilfunkDienstleisters Jamba. Das Unternehmen macht glänzende Geschäfte und plant, in diesem Jahr 150 junge Leute einzustellen. Doch von Ausbildung und neuen Lehrstellen wollen die Manager nichts wissen. Ihr simples Argument: Bei uns machen bereits hunderte Nachwuchskräfte einen prima Job, eine formale Ausbildung brauchen sie dazu nicht. Und selbst wenn Jamba Lehrstellen nach Recht und Gesetz anbieten wollte, ginge das gar nicht – weil Tätigkeiten wie Klingelton-Komponist oder Logo-Designer in den Ausbildungsordnungen der Industrie- und Handelskammern gar nicht existieren. Für solche Feinheiten werden sich aber die Aufseher der Lehrstellen-Behörde, die der Bundestag im Mai per Gesetz gründen will, nicht interessieren. Sondern Jamba in einem umständlichen Verfahren zu Strafzahlungen verdonnern, weil es nicht genügend Azubis im Betrieb gibt. Ob Jamba danach noch einmal 150 jungen Leute ohne Ausbildung eine Chance gibt, ist fraglich. Das wäre ein zweifelhafter Erfolg der Theoretiker. brö

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