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Meinung: Wille zur Eskalation

Mit seinen Militäraktionen will Israel den Terrorchefs Grenzen aufzeigen

Muss Israel denn auf jede Provokation von Terroristen reagieren? Erst entführt ein palästinensisches Terrorkommando einen israelischen Soldaten – worauf die israelische Armee in den Gazastreifen einrückt. Dann macht es ihnen die Hisbollah nach – und Israel marschiert im Südlibanon ein, der von der Terrororganisation kontrolliert wird. Aber ist es wirklich klug, wenn Israel sich an zwei Fronten im Kampf gegen Terroristen verzettelt?

Bei solchen Gelegenheiten schwillt in Europa stets der Chor jener an, die vor einer „Gewaltspirale“ warnen. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass Israel nicht etwa in Europa liegt, wo man sich allenfalls darüber streitet, ob Brüssel auch noch die Pizza normieren muss oder wie viel Geld der europäische Bauer erhalten soll. Das Land liegt in einer der gewalttätigsten Regionen der Welt, mit ideologischen Gegnern wie Iran, der von Teheran und Damaskus gesponserten Hisbollah und der Hamas, die den jüdischen Staat von der Landkarte tilgen wollen. Das heißt nicht, dass die Israelis auf jede Terroraktion reagieren müssen, aber es heißt eben auch, dass sie irgendwann gar nicht anders können, als zu reagieren. Denn selbst wenn Militäraktionen das Risiko weiterer Eskalation beinhalten, so kann doch auch das Gegenteil gefährlich sein: Wer den Terrorchefs nicht hin und wieder zeigt, dass sie einen Preis für ihre Aktionen bezahlen müssen, ermuntert sie zu noch mehr Terror.

Und so liegt die eigentliche Ursache für Israels Militäraktion in Gaza in den Hunderten von Kassam-Raketen, die seit Israels Rückzug auf israelisches Territorium niedergeregnet sind. Kein Land der Welt kann monatelang untätig zusehen, wie sein Staatsterritorium angegriffen wird, wenn es seine Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen will. Denn die Kassam-Raketen auf Israel, der Angriff des palästinensischen Terrorkommandos auf einen israelischen Militärposten an der Grenze zu Gaza und die Hisbollah-Attacke von gestern haben ja eines gemeinsam: Sie gingen von Territorien aus, die Israel laut UN komplett geräumt hat und richteten sich gegen international anerkanntes israelisches Staatsgebiet.

Die Entführung von Soldaten trifft nun Israels Achillesferse. Denn während die Terroristen nichts dabei finden, ihre Leute als Selbstmordattentäter zu verheizen und den Tod palästinensischer Zivilisten als willkommene Propaganda gleich mit einkalkulieren, wenn sie aus dicht besiedelten Gebieten heraus operieren, gehörte es stets zur Ethik des jüdischen Staates, die eigenen Soldaten nach Hause zu bringen. Das macht Israel erpressbar – weshalb Israels Regierung nun so gereizt reagiert.

Tatsächlich wissen aber weder die Mahner in Europa noch die Militärs in Israel, was gegen die ideologisch motivierten Terroristen zu tun ist, die sich nur mit einer Auslöschung Israels zufrieden geben wollen. Und so wird es weiter dabei bleiben, dass die Terroristen austesten, wie weit sie gehen können, und Israel den Hintermännern in Gaza, Libanon, Syrien und Iran zuweilen demonstriert, Willen und Mittel zur Eskalation des Konflikts zu besitzen, um die „roten Linien“ deutlich zu markieren.

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