zum Hauptinhalt
Winterzeit. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren eine Stunde vorgestellt.

© dpa

Winterzeit: Weg mit dem Fernseher

Am Sonntag wird die Uhr umgestellt. Mit der Winterzeit beginnen auch die halbjährlichen Diskussionen um Sinn und Unsinn der Zeitumstellung. Helmut Schümann macht einen ungewöhnlichen Vorschlag.

Ach, die Bahn. Ach, die Uhrzeit. Am Sonntag, so hat die Deutsche Bahn soeben mitteilen lassen, werden vierzig Nachtzüge an Bahnhöfen eine Stunde stehen bleiben. Das ist aber keine Streikmaßnahme. Das ist auch keine Kunstaktion. Das machen die Züge, damit sie nach der Zeitumstellung die nachfolgenden Stationen fahrplanmäßig erreichen. Also fahrplanmäßig, nicht etwa pünktlich.

Es ist ja so: Am Sonntag wird die Uhr von drei auf zwei gestellt. Und wenn man zum Beispiel von Berlin nach München mit dem Zug unterwegs sind, also sechs Stunden Fahrzeit hat und planmäßig um sechs Uhr einundzwanzig in der Früh im Münchner Hauptbahnhof einrollen soll, dann fährt man ohne Stopp um fünf Uhr einundzwanzig ein. Mit Stopp aber um sechs Uhr einundzwanzig, obwohl es in München ja eigentlich sieben Uhr einundzwanzig ist, zumindest wäre es bei Abfahrt in Berlin noch so gewesen. Es ist alles wieder sehr verwirrend. Auf jeden Fall ist man am Samstag zum Sonntag mit dem Zug von Berlin nach München nicht sechs Stunden unterwegs, sondern sieben. Auch nicht schön, selbst wenn die Bahn nicht eine Sekunde zu spät kommt. Und das, obwohl sie zwischendurch eine ganze Stunde verbummelt hat. Wenn sie das mit dem Bummeln lässt, müsste sie logischerweise – sechs minus eins – schon in fünf Stunden das Ziel erreicht haben.

Man merkt schon, wir nähern uns der Winterzeit. Die die Echtzeit ist, nur die Sommerzeit ist die falsche Zeit. Und so sicher, wie der Heiligabend auch diesmal wieder auf den 24. Dezember fällt, hebt auch wieder die Diskussion an über Sinn oder Unsinn des Zeitenwechsels. Der Unterschied ist nur: Heiligabend ist nur einmal im Jahr, die Diskussion hingegen zweimal. Einmal beim Umstellen, einmal beim Rückstellen.

Vor zwei Jahren hat sich bei der Rückstellung die FDP zu Wort gemeldet und eine permanente Sommerzeit gefordert. Nun hat die FDP gar nichts mehr zu melden, stattdessen bittet der Bundesverband der Energie- und

Wasserwirtschaft um Gehör und fordert das genaue Gegenteil der FDP, nämlich die Abschaffung der Zeitumstellung. Laut Verband sparen wir keine Energie, zwar bräuchten wir in der Sommerzeit abends weniger Strom für Licht, aber das holten wir durch einen erhöhten Fernsehkonsum wieder rein. Wäre da nicht eine Abschaffung des Fernsehkonsums logischer? Oder die der FDP? Wie auch immer, eins ist genauso sicher wie die alljährlich zweimalige Diskussion: Ab Sonntag wird es dunkel in Deutschland.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false