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Meinung: Wohlfeile Appelle

Man möchte doch die Männer so gerne einmal loben! Dafür, dass sie mit leuchtenden Augen von ihrem Nachwuchs sprechen.

Man möchte doch die Männer so gerne einmal loben! Dafür, dass sie mit leuchtenden Augen von ihrem Nachwuchs sprechen. Dass sie mit ihm auf den Spielplatz gehen, mit ihm Türme bauen und ihm die Windeln wechseln. Ja, das tun sie, viele von ihnen sogar gerne, und zwanzig Prozent würden Umfragen zufolge dafür ihre Arbeitszeit reduzieren oder gar zeitweise aus dem Beruf aussteigen. Dass nur knapp zwei Prozent sich tatsächlich dafür entscheiden, ärgert Familienministerin Bergmann. Mit ihrer neuen Kampagne will sie Vätern "Mut zur Erziehung" machen und Arbeitgeber aufrufen, familienfreundliche Arbeitszeiten zu ermöglichen. Dafür soll auch sie ruhig gelobt werden: Ja, es ist richtig, dass Teilzeitarbeit aufgewertet werden muss. Es ist gut, Väter zu ermuntern, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Auch die Neuregelungen der Bundesregierung zum Anspruch auf Teilzeitarbeit und zur Elternzeit sind positiv. Aber: Das größte Hindernis für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland sind nicht renitente Männer, es ist der skandalöse Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen und Ganztagsschulen. Wo Frauen mangels ausreichender Betreuungsplätze nicht genug für sich selbst verdienen können, werden Männer in die Rolle des Alleinernährers gedrängt - und ein Haupternährer kann sich nicht leisten auszusteigen oder weniger zu arbeiten. Appelle an Männer und Arbeitgeber sind löblich und kosten nichts. Kitas schon!

D. N.

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