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Meinung: Wunden unter dem Teppich

Ja, das sind die Entzugserscheinungen: Herzklopfen, Genickstarre, Händezittern, ein Gefühl innerer Leere. Die Bier-Dealer untergetaucht, die Ecstasy-Chips mit Paprika aufgegessen.

Ja, das sind die Entzugserscheinungen: Herzklopfen, Genickstarre, Händezittern, ein Gefühl innerer Leere. Die Bier-Dealer untergetaucht, die Ecstasy-Chips mit Paprika aufgegessen. Mittags wird gearbeitet! Keine Glanzparaden mehr, keine roten Karten, keine Fußball-Lyrik, die die Pausen zwischen den Spielen so unerträglich heiter gestaltete. Geben wir noch einmal Paul Breitner das Wort, dem großen Spitz- und Steildenker, dessen Selbstrechtfertigung uns fortan Programm sein soll: „Ich habe meine Finger immer nur in Wunden gelegt, die sonst unter den Teppich gekehrt worden wären.“ Wo wären solche Wunden jetzt nach der WM noch zu finden? Einer der größten internationalen Teppiche deckt den Finanzmarkt, und deshalb mag es von Interesse sein, dass die Commerzbank gerade 10 Prozent von Ferrari gekauft hat. Aber welche zehn Prozent hat man ihnen überlassen? Michael Schumachers Gesäß? Drei Satz Regenreifen und zwei neue Getriebe? Die Investition sei finanzieller, nicht strategischer Natur, heißt es, woraus wir entnehmen können, dass der Euro auch künftig nicht mit schnellen roten Autos durch die Republik geschafft wird und dass die Bank ihre Controlling-Abteilung nicht durch die Stallregie ersetzen wird. Aber wer weiß? Um mit Gerhard Delling zu sprechen: Wenn man das Geld jetzt ins kalte Wasser schmeißt, könnte es sich die Finger verbrennen. Wunden, Wunden...

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