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Meinung: Wunschkinder

Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. Und manchmal ist das Gegenteil von gut sowohl schlecht als auch traurig.

Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. Und manchmal ist das Gegenteil von gut sowohl schlecht als auch traurig. Das Elterngeld zum Beispiel. Am Anfang hieß es, die deutsche Kinderarmut werde vor allem von Akademikerinnen verursacht. Folglich müsse denen der Staat finanziell stark helfen. Die Prämisse stellte sich zwar bald als Humbug heraus, doch am Fazit wurde festgehalten. Künftig wird also Wohlhabenden, die sich das Kinderkriegen ohnehin leisten könnten, relativ viel Geld geboten, damit sie Nämliches auch tun. Dabei gebe es so vieles, was wichtiger wäre, humaner und gerechter. Ein Beispiel: Tausende von potenziellen Eltern in Deutschland sind ungewollt unfruchtbar. Sie leiden an dieser Krankheit, viele von ihnen lassen sich künstlich befruchten. Im Jahr 2003 kamen etwa zwei Prozent aller in Deutschland geborenen Kinder nach einer derartigen Behandlung zur Welt. Doch bereits ein Jahr später ließen sich nur noch halb so viele Paare behandeln, weil durch die Gesundheitsreform die gesetzlichen Krankenkassen lediglich die Hälfte der Kosten – rund 3000 bis 5000 Euro pro Versuch, plus Medikamente – übernahmen. Es ist absurd: Viagra kann man sich in diesem Land verschreiben lassen, aber wer Kinder haben will und auf medizinische Unterstützung angewiesen ist, wird im Stich gelassen. Gestern wurde das Elterngeld vom Kabinett verabschiedet. Am Abend werden verzweifelte Menschen die Nachrichten gesehen und trostlos den Kopf geschüttelt haben. Ihr Schicksal zählt offenbar nicht. mal

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