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Meinung: Wut und Ungeduld

Kohl rennt. Er rennt noch immer an gegen das, was er selbst gegen sich angerichtet hat.

Kohl rennt. Er rennt noch immer an gegen das, was er selbst gegen sich angerichtet hat. In einem Interview mit n-tv sagt er: "Es wird der Tag kommen, an dem man in Ruhe meine Fehler und das, was ich vielleicht ganz gut gemacht habe, objektiv gegenüberstellt." Der Ex-Kanzler kommt offenbar mit dem Offensichtlichen noch immer nicht zu Rande. Es behauptet doch niemand, dass seine Rolle in der CDU-Spendenaffäre objektiv schwerer wiegt als seine historischen Leistungen für Deutsche Einheit und Europäische Einigung. Die Affäre bleibt halt nur als jüngstes Ereignis stärker im Gedächtnis - vor allem weil sie unbereinigt ist. Die Namen der Spender hat Kohl immer noch nicht genannt. Schuld vergeht aber entweder durch Geständnis und Reue oder aber durch Zeit. Im Falle Kohls kann die Zeit nicht so recht vergehen, weil seine Ungeduld sie vorantreiben möchte. Schwamm drüber, so lautet Kohls Hauptforderung. Ich will nicht Rache nehmen, heißt seine jüngste Weihnachtsbotschaft. Das ist sehr freundlich von ihm, dass er sich nicht an anderen dafür rächen will, dass er diese anderen in allergrößte Schwierigkeiten gebracht hat. Und weil er so betont, dass er keine Rache will, spürt man seine unbändige Wut überdeutlich heraus. Man würde ihm ja gern ein Denkmal bauen. Das geht aber nicht, solange er rennt.

beu

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