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Meinung: Zeit für Geschichte

FISCHER TRIFFT ARAFAT

Vielleicht hat Joschka Fischer den historischen Moment geahnt, als er seinen Besuch in Israel plante. In Bagdad zerfällt das Regime Saddam Husseins, und Fischer ist schon da, wo der nächste Kampf um die Seele des Nahen Ostens geführt wird – in Palästina. Ende und Neuanfang auch hier: Noch versucht Arafat, den neuen Premierminister Abu Masen zu blockieren, um die Macht zu behalten. Doch Arafats von schwersten Fehlern gesäumte politische Karriere ist vorbei. Ob Bagdad oder Ramallah, die Zeit der Autokraten läuft ab. Fischer hat mit seinem Besuch bei Arafat die politische Quarantäne aufgehoben, unter der der Palästinenserpräsident seit Monaten steht. Das lässt sich nur rechtfertigen, wenn Fischer Tacheles geredet hat: dass Arafat seinen Widerstand gegen eine Neuausrichtung der Autonomiebehörde aufgeben muss. Dass die Palästinenser nur dann einen eigenen Staat bekommen, wenn Arafat loslässt. In den nächsten Wochen werden die Israelis unter enormen Druck geraten, Zugeständnisse zu machen für eine Wiederaufnahme des Friedensprozesses. Dieser Druck wird nur zum Erfolg führen, wenn die Palästinenser ihrerseits die Vorraussetzungen dafür schaffen und sich glaubwürdig abwenden von der TerrorStrategie. Sollte Arafat diese Botschaft verstanden haben, hat sich die Reise Fischers gelohnt. Allein dann gibt es die Chance, dass der historischen Wende im Irak eine historische Wende in Palästina folgt. clw

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