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Meinung: Zu viel gewöhnt

ARBEITSLOSENZAHL IM WINTER

Die Schmerzgrenze ist erreicht – jedenfalls für Wirtschaftsminister Wolfgang Clement. Fünf Millionen Arbeitslose im nächsten Winter darf es nicht geben, hat er entschieden, deswegen darf auch niemand eine solche Prognose äußern. Auch nicht die Bundesanstalt für Arbeit, die als zuständige Behörde schließlich etwas vom Arbeitsmarkt versteht. Denn fünf Millionen Menschen ohne Job passen der Regierung nicht ins Konzept – zu offenbar würde dann, dass die Zumutungen durch ihre Sozialreformen nicht weit genug gehen, und dass sie viel zu spät kommen. Aber nicht nur deshalb ist Clements Zweckoptimismus unglaubwürdig. Ob wie derzeit 4,3 Millionen Menschen keine Arbeit haben, 4,5 Millionen oder 4,8 Millionen – die allmonatlichen Wasserstandsmeldungen der Statistiker regen niemanden mehr auf. Nicht die Koalition, die der Misere jahrelang tatenlos zugesehen hat, und auch nicht die Wähler, die diese Regierung trotzdem gewählt haben. Dass die Massenarbeitslosigkeit Milliarden Euro kostet, dass sie die Grundfesten des deutschen Sozialstaats ins Wanken bringt, dass hinter jeder Zahl schlimme Einzelschicksale stehen, daran haben sich alle gewöhnt. Das ist Clements Problem, nicht irgendeine Arbeitslosenzahl vom kommenden Winter. brö

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