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Meinung: Zur Pflege der Atmosphäre

STREIT UM DIE NÄCHSTE SOZIALVERSICHERUNG

Erleben wir einen hitzigen Aufstand der Jungen? Kaum ein Tag vergeht ohne neue Vorschläge, welche Leistungen der Sozialsysteme vermeintlich überflüssiger Luxus sind. Und fast immer trifft die Forderung nach Verzicht die ältere Generation. Hüftgelenkoperationen für 85Jährige: unnötig. Zahnersatz: wer sich’s leisten kann. Und jetzt: Pflegeversicherung abschaffen. Man tut der grünen Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt vermutlich Unrecht, wenn man sie in den Chor der Jungen einreiht, die nur immer neue Strophen des Liedes mit dem Refrain singen: Ihr Alten konsumiert auf unsere Kosten. Zu Göring-Eckardts Gedankenwelt passt eher die Vorstellung funktionierender Familiensolidarität. Kinder und Enkel sorgen für Eltern und Großeltern, wenn die alt sind, nicht nur finanziell, sondern auch durch Betreuung. Die wird nicht an „die Gesellschaft“ delegiert. Es stimmt, die Pflegeversicherung hat so, wie sie heute ist, keine Zukunft. Schon als ein stolzer Norbert Blüm sie als seinen großen Wurf einführte, war klar: Bereits nach wenigen Jahren würden die Beiträge nicht reichen, die Ausgaben zu decken. Was aber nicht gleich heißt, dass man sie abschaffen muss – sondern reformieren. Das wird jedoch nur in einer Atmosphäre gelingen, die nicht durch einen Wettbewerb um die heftigsten Kürzungsvorschläge vergiftet wird. cvm

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