zum Hauptinhalt
Ganz in rot mit offenem Verdeck gibt das Lexus IS 250 Cabrio eine gute Figur ab. Der Japaner trägt vorne noch das Gesicht der Vorgängergeneration. Im Sommer zeigte Lexus das Coupé mit neuem, geschärften Design.

© Markus Mechnich

Fahrbericht Lexus IS 250 Cabrio: Exklusiver offen fahren

Lexus hat die Baureihe IS in diesem Sommer überarbeitet auf den Markt gebracht. Das Cabrio wurde allerdings noch außen vor gelassen. Das könnte jetzt zum Geheimtipp werden, denn die Händler dürften Abschläge einpreisen. Fragt sich nur, ob der Edel-Japaner auch das Zeug zum Luxusschnäppchen hat.

Es ist nicht zu bestreiten: Lexus tut sich immer noch sehr schwer auf dem deutschen Markt. In der Summer wurden im vergangenen Jahr nicht mal 3000 Fahrzeuge der Edel-Marke von Toyota auf dem deutschen Markt zugelassen. Die Baureihe IS kam dabei nicht über die Marke von 300 Autos im Gesamtjahr hinaus, wie das Kraftfahrtbundesamt belegt. Klar, dass sich eine Oberklasse-Marke im Land von Audi, BMW und Mercedes schwer tut. Aber so richtig scheint die Marke auch nach nun mehr als 15 Jahren in Europa nicht angekommen zu sein. In den USA und Asien sieht das etwas anders aus, denn dort hat die Marke zumindest einen festen Platz im Premiumsegment. Gute Gründe, warum das so ist, liefert schon das Lexus IS 250 Cabrio, mit dem wir eine Probefahrt gemacht haben.

Draufschauen

Auf den ersten Blick ist das angesichts des Lexus IS 250C, der da an diesen letzten sonnigen Herbsttagen vor uns steht, nicht nachvollziehbar. Die Proportionen eines klassischen Roadsters hat das sportliche Cabrio abbekommen, obwohl der Japaner vier Sitzplätze anbietet. Kurzes Heck, lange Haube, flache Dachlinie – Das sieht schon sehr schmuck aus. Im Kontrast dazu ist das weiße Leder im Interieur ein Blickfang und kontrastiert angenehm mit dem roten Metallic-Farbton der Karosserie. Jetzt, wo wir uns schon über jeden Sonnenstrahl freuen und gleichzeitig fürchten, es könnte einer der letzten für lange Zeit sein, ist das geradezu ein Einladung. Und die nehmen wir dann doch gerne an. Bei 22 Grad machen wir direkt das Dach und fahren los. Wer weiß, ob morgen nicht schon wieder das Einheitsgrau des Winters aufzieht.

Reinschauen

Die Verarbeitung und die Materialien im Innenraum sind schon ihr Geld wert. Mit der Lederausstattung wirkt das Interieur wirklich fein. Farblich könnte das in schwarzem Kunststoff gehaltene Armaturenbrett vielleicht etwas dem Trim des restlichen Innenraums angepasst sein. Aber auch das geht in Ordnung. Nur in der Mittelkonsole enttäuscht silbern lackiertes Hartplastik den haptischen Anspruch etwas. Das ist nicht schlecht gemacht, fällt aber im Vergleich zum Rest ab. Gleiches gilt auch für die Plastik-Paddels hinterm und die Verkleidungen auf dem Lenkrad.

Das Interieur ist im Grunde hübsch anzusehen und wertig. Nur das Hartplastik auf dem Lenkrad und in der Mittelkonsole trübt den guten Eindruck.
Das Interieur ist im Grunde hübsch anzusehen und wertig. Nur das Hartplastik auf dem Lenkrad und in der Mittelkonsole trübt den guten Eindruck.

© Markus Mechnich

Zumal die Mittelkonsole auch von den Knöpfen her etwas überladen wirkt. Links und rechts des zentralen Displays im Format von sieben Zoll reihen sich die wichtigste Funktionen im Form von Direktwahlknöpfen auf. Darunter finden sich die Bedienelemente der Klimaanlage und dann wiederum Knöpfe und Schalter für das Audiosystem. In Zeiten, in denen viele Hersteller ihre Mittelkonsolen konsequent aufräumen ist das vielleicht ein bisschen zu viel. Das Navigations- und Multimediasystem wird über das Touchscreen-Display bedient.

Platz nehmen

An den Platzverhältnissen auf den vorderen Plätzen gibt es schon mal nichts zu meckern. Die Sitzposition ist tief und die Mittelkonsole entsprechend hoch, aber das passt zum sportiven Äußeren des Autos. Beengt ist was anderes, wie ein Blick auf die Rückbank zeigt. Dort wird es eng mit der Kniefreiheit, aber auch hier lässt es sich in den beiden Einzelsitzen durchaus behaglich machen. Nur der Vordermann oder die Vorderfrau sollten nicht allzu groß sein. Wer hinten als Sitzriese Platz nimmt, wird auch Bekanntschaft mit dem Fahrzeughimmel machen. Bei geöffnetem Dach ist das natürlich kein Thema.

Für ein Cabrio mit Stahlklappdach haben die Designer das Heck wirklich recht ansehnlich hinbekommen. Der Abschluss hinten harmoniert gut mit der Schulterlinie des Fahrzeugs.
Für ein Cabrio mit Stahlklappdach haben die Designer das Heck wirklich recht ansehnlich hinbekommen. Der Abschluss hinten harmoniert gut mit der Schulterlinie des Fahrzeugs.

© Markus Mechnich

Apropos Dach: Lexus setzt auf ein Metallklappdach für sein Cabrio. Das ist keinesfalls eine schlechte Wahl. Die Geräuschkulisse ist bei geschlossenem Dach einwandfrei – logischerweise, denn die mächtige Haube schließt nach oben richtig ab. Wird der Schalter gedrückt, dann kommt 20 Sekunden später die Herbstsonne rein. Und nun versteht man auch schnell, warum es die tiefe Sitzposition braucht. Auf den vorderen leitet die flach stehende Frontscheibe den Wind zuverlässig über die Köpfe der Passagiere. Hinten funktioniert das weniger gut, wie die Tochter lautstark protestierend manifestiert. Das aufpreispflichtige Windschott hatten wir leider nicht an Bord. Das hätte den Protest vielleicht mildern können.

Protest dürfte es auch bei den anderen Passagieren geben, wenn der Kofferraum beladen wird. Bei geschlossenem Dach bietet das Cabrio genau wie der normale Lexus IS 250C 420 Liter an Volumen. Die sind auch recht praktisch, quadratisch aufgeteilt und durch die große Klappe gut zugänglich. Wenn das Dach aber geöffnet wird, dann verbleiben nur noch 165 Liter. Das sieht auf dem Papier auch noch ordentlich aus. Aber wer den Kofferraum öffnet fragt sich, wo diese Liter geblieben sind. Nur ein schmaler Spalt öffnet sich zwischen dem im Heck eingeklappten Dach und der Ladekante. Da passt nicht mal eine kleine Sporttasche durch. Die Tiefe des Kofferraums bleibt zwar erhalten und da ist auch Platz. Aber es ist kaum ein Rankommen.

Losfahren

Die Frage der Motorisierungen handhabt Lexus relativ monothematisch. Es gibt den brandneuen Hybrid-Antrieb derzeit nur für die bereits überarbeitete Limousine und den, in unserem Fahrzeug verbauten, V6-Benziner mit 208 PS. Lässt er nach dem Start ein kurzes Brummen von sich, dann zeigt er sich im Stand als sehr laufruhig und kultiviert. Auch beim Getriebe ist die Auswahl klar: Es gibt ausschließlich eine Sechsgang-Automatik. Wer sonst lieber die rechte Hand beim Schalten in Bewegung hält wird sich hier was anderes suchen müssen.

Wie an dem Platzhalter gut zu erkennen ist, wird der Kofferraum bei geöffnetem Dach extrem klein. Die Luke reicht kaum für ein kleine Sporttasche.
Wie an dem Platzhalter gut zu erkennen ist, wird der Kofferraum bei geöffnetem Dach extrem klein. Die Luke reicht kaum für ein kleine Sporttasche.

© Markus Mechnich

Beim Antritt zeigt sich der Reihensechser mit seinen 252 Newtonmetern Drehmoment kraftvoll. In der Stadt schaltet die Automatik ruhig und sachlich die Gänge durch. Allerdings verlangen Drehmoment oder Leistung jeweils auch ihre Drehzahlen. Das höchste Drehmoment steht bei 4800 und die Leistungsspitze gar bei 6400 Umdrehungen pro Minute an. In diesen Drehzahlbereichen wird der Antrieb dann auch etwas laut und verliert etwas von seiner Fahrkultur.

Auf der Autobahn wird das Ganze dann auch von den Fahrleistungen etwas einschränkend. Jenseits der 140 km/h genehmigen sich Getriebe und Motor beim Kickdown eine Gedenksekunde, bevor zwei Gänge runtergeschaltet der Vollgasbefehl auch richtig im vorderen Kraftwerksraum ankommt. Da könnte das Ansprechverhalten da durchaus besser sein. Die Elastizität ist unter 120 Stundekilometer besser, aber auch hier fehlt es etwas an Spontanität bei der Gasannahme.

In Sachen Verbrauch macht uns das Lexus IS 250 Cabrio schon von Beginn an nichts vor. Mit kombinierten 8,6 Litern steht er in den Büchern. Damit ist er kein Sparmeister, aber für einen Sechszylinder geht der Wert schon in Ordnung. In der Praxis hat er es bei unseren Testfahrten auf 9,6 Liter gebracht. Auch dieser Wert ist so durchaus vertretbar. Dieser Liter Aufschlag auf den unrealistischen Normverbrauch muss bei jedem Auto eingerechnet werden. Viele liegen da sogar deutlich drüber. Nur wenn es flotter vorangehen soll berechnet der Lexus IS 250C einen Expresszuschlag, der den Verbrauch dann auch mal jenseits der 12 Liter schieben kann. Aber auch das ist für einen Benziner eine normale Sache.

Nachrechnen

Ganz so ökonomisch geht das Lexus IS 250 Cabrio bei der Anschaffung mit den Geldmitteln seiner Besitzer dann leider nicht um. Mindestens 49 650 Euro sind für das Lexus-Cabrio auf den Tisch zu legen. Das erklärt wahrscheinlich auch die geringen Verkaufszahlen, denn die deutsche Konkurrenz ist da doch etwas preiswerter. Zumindest, wenn man bei gleicher Leistung bereit ist auf einen Sechszylinder zu verzichten.

Selbst bei geschlossenem Dach sieht das Lexus IS 250 Cabrio noch gut aus. Und dank des Stahlklappdachs ist das Auto voll wintertauglich.
Selbst bei geschlossenem Dach sieht das Lexus IS 250 Cabrio noch gut aus. Und dank des Stahlklappdachs ist das Auto voll wintertauglich.

© Markus Mechnich

Allerdings entschädigt – Da ist Lexus ganz Toyota – die umfangreiche Serienausstattung etwas für den hohen Anschaffungspreis. Klimaautomatik, Parkassistent, Audiosystem oder 18 Zoll große Leichtmetallräder sind serienmäßig an Bord. Wer nach dem gewissen Mehr sucht kann sich den Innenraum mit dem Luxury-Paket für 3700 Euro noch etwas kuscheliger machen. Dann gibt es Holz statt schnödem Plastik, Bi-Xenon-Scheinwerfer und Komfortsitze mit Heizung und Belüftung. Das Navigationssystem kostet 2900 Euro extra und die Metallic-Lackierung unseres Testwagens schlägt mit 700 Euro zu Buche. Ansonsten ist die Liste der Sonderausstattungen dann aber auch leergefegt.

Abwägen

Die Kombination aus weißem Leder und roter Lackierung macht schon was her. Vor allem bei geöffnetem Dach.
Die Kombination aus weißem Leder und roter Lackierung macht schon was her. Vor allem bei geöffnetem Dach.

© Markus Mechnich

Das Lexus IS 250 Cabrio macht seine Sache in der Summe schon gut. Der Motor ist kultiviert und kraftvoll, das Getriebe arbeitet mit ihm sauber zusammen, auch wenn es vielleicht jetzt nicht mehr die technologische Speerspitze darstellt. Auch die kleinen Antrittsschwächen kann man dem Auto durchaus verzeihen. Leistung und Karosserie passen ganz gut zusammen.

Auch am Innenraum und dem für Cabrios neuralgischen Dach gibt es kaum was auszusetzen. Lediglich der Kofferraum ist ein Schwachpunkt, denn bei geöffnetem Dach ist der schlecht zugänglich. Das Problem haben andere Cabrios mit Metalldächern auch, aber dort ist es etwas praktikabler gelöst.

Teuer ist der Lexus IS 250C allerdings schon. Für mehr als 50 000 Euro bietet die Konkurrenz schon etwas mehr Platz und ökonomischere Motoren an. Die Hybridvariante wird ebenso wie das neue Gesicht der IS-Baureihe wohl erst später beim Cabrio Einzug halten. Daher steht diese Variante bisher nicht zur Verfügung. Der hohe Preis dürfte dann auch der Grund sein, warum von den Cabrios gerade mal 40 Autos im vergangenen Jahr in Deutschland zugelassen wurden. Allerdings könnten Schnäppchenjäger jetzt auch Erfolg haben, denn bevor das neue Design Einzug hält könnte ein Lexus IS 250 auch mit satten Rabatten vom Hof. Einen Fehler würden Kunden hier sicher nicht machen und Exklusivität ist bei dem Modell garantiert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false