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Puristisch: Der Subaru BRZ Sport bietet noch reines Fahren. Ohne Schnickschnack, ohne aufwendiges, elektronisch geregeltes Fahrwerk. Fahren in seiner reinsten Form.

© Rainer Ruthe

Fahrbericht Subaru BRZ Sport: Der Volks-Porsche

Der Subaru BRZ ist Sportwagen pur. Und dabei auch noch bezahlbar. Geht das im Alltag auch wirklich zusammen? Der Fahrbericht.

Seit Jahren schon wird Porsche von Sportwagenfans angefleht, mal wieder einen bezahlbaren Sportwagen zu bauen. Keine mit Komfort-Extras vollgestopften Autos wie Carrera und Cayman oder Wuchtbrummen wie Cayenne und Panamera. Sondern einen kleinen, leichten und günstigen Sportler in der Tradition des 914, dem "Volks-Porsche". Vor drei Jahren wurden diese Hoffnungen endlich erfüllt, es gibt dieses Auto nun zu kaufen. Allerdings wird es nicht von Porsche gebaut. Sondern von Subaru. Man sieht diesen Sportwagen mit der Bezeichnung BRZ selten auf unseren Straßen. Und wo er steht oder fährt, fällt er auf. Im Jahre 2005 hatten sich Toyota und Subaru zu einer Allianz zusammen geschlossen. 2007 folgte der Startschuss für die Entwicklung dieses Sportwagens: Toyota war verantwortlich für Planung sowie Karosserie- und Innenraumdesign; Subaru für Konstruktion, Motor, Getriebe und Produktion. Der Subaru BRZ ist also der technische Zwilling des Toyota GT86. Dieser Subaru ist billiger als manch ähnlich starker Kompakter, der einen nur langweilt. Diesen japanischen Sportwagen gibt es schon ab 29 990 Euro. Das ist knapp die Hälfte dessen, was man für einen ein Porsche Cayman zahlt, dem jedoch weniger Leute hinterher schauen als diesem exklusiven Subaru! Und in diesem Preis sind keine Fußangeln drin, sondern ehrliche Ausstattung. Das ist das Schöne an diesem Auto. Dieser Subaru könnte Vorbild für andere Hersteller sein: Bleibt auf dem Teppich, lasst euch was einfallen, denkt an die Leute und zieht sie nicht über den Tisch!

Braucht man wirklich nicht mehr? Oder doch? Diese Fragen klärt unser Praxistest mit dem Top-Modell Subaru BRZ Sport, welches 31 500 Euro kostet.

Außen und Innen

Der Subaru BRZ hat die idealen Proportionen eines klassischen Sportwagens: lange Haube, weit hinten platzierte Frontscheibe, kurzes Heck. Wegen der flachen Bauweise des Boxermotors kann die Frontpartie niedrig ausfallen. Mit 365 Millimeter Durchmesser ist das Lenkrad sehr klein geraten, und es steht so steil wie in einem Rennwagen. Das ist zunächst ungewohnt, doch damit hat man den Wagen gut im Griff. Das Cockpit, frei von Schnickschnack, passt mit seinem pragmatischen Stil zu diesem Auto. Es erleichtert die Konzentration auf das Wesentliche – das Fahren.

Mit gerade mal etwas mehr als 1200 Kilogramm ist der Subaru BRZ ein Leichtgewicht unter den heutigen Autos. Dank fast perfekter Gewichtsverteilung kommt das der Agilität zugute.
Mit gerade mal etwas mehr als 1200 Kilogramm ist der Subaru BRZ ein Leichtgewicht unter den heutigen Autos. Dank fast perfekter Gewichtsverteilung kommt das der Agilität zugute.

© Rainer Ruthe

Sitzen und Laden

Obwohl Subaru den BRZ als Viersitzer bezeichnet, sollte man die beiden Fondplätze niemandem anbieten, denn ein Raum für die Füße ist praktisch nicht vorhanden. Da sich jedoch nach dem Umklappen der Lehnen ein ebener Ladeboden ergibt, lässt sich in der flachen Höhle mit immerhin 330 Liter Volumen so viel Gepäck verstauen, dass zwei Leute für einen längeren Urlaub gut gerüstet sind. Und letztlich soll der Subaru BRZ ja keine Umzugskartons transportieren, sondern Emotionen. Die vorderen Sportsitze sind zwar ausgesprochen bequem, aber eigentlich nur für trainierte Typen, sonst zwicken sie an den Stellen, wo die Schwimmringe sitzen. Dank vielfältiger Verstellmöglichkeiten für Sitz und Lenkrad findet fast jeder seine passende Position.

Fahren und Tanken

Für einen agilen Sportler sind die Voraussetzungen sehr gut, denn das Gewicht ist niedrig und dessen Verteilung nahezu optimal. Die 1212 Kilogramm verteilen sich zu 53 Prozent auf die Vorder- und zu 47 Prozent auf die Hinterachse. Hinzu kommt die Subaru-Spezialität: Wegen des sehr flach bauenden Boxermotors fällt der Schwerpunkt sehr tief aus, was der Fahrstabilität sehr zuträglich ist. Apropos Boxer. Es ist schön, dass es solche Vierzylinder in der heutigen Zeit kleinvolumiger Turbomotoren noch gibt. Der Zweiliter-Benziner arbeitet mit kombinierter Direkt- und Saugrohr-Einspritzung und variabler Nockenwellensteuerung auf der Ein- und Auslassseite. Dank seiner Elastizität macht der Boxer aus dem Subaru BRZ Sport zwei Autos: Für den Kopf bis 4000 Touren und ab 6000 Touren für den Bauch. Man kann mit dem BRZ zwischen 1500 und 2500 Umdrehungen pro Minute im Stadtverkehr mitschwimmen oder auf der Landstraße rumtrödeln. Beides geht problemlos, ohne nerviges Ruckeln des Saugers.

Bummeln belohnt der Subaru BRZ mit Konsumverzicht. Auf einer Sparfahrt begnügte er sich mit glatt sieben Litern, allerdings Super Plus. Im Schnitt waren es auf der insgesamt 1400 Kilometer langen Testfahrt ordentliche 8,1 Liter, nur 0,3 Liter mehr als Subaru versprochen hat. Selbst auf sehr schnellen Autobahnabschnitten blieb der BRZ unter zehn Liter.

Richtig Spaß macht Subarus Sportler auf frei einsehbaren kurvigen Straßen, wo man es mal fliegen lassen kann. Da funktioniert er wie eine Zeitmaschine. In diesem Hecktriebler erlebt man nämlich noch das Fahren in seiner reinsten ursprünglichen Form: unmittelbar und unverfälscht. Da gibt es keine die Federung reglementierende Elektronik, welche das Auto von der Straße entkoppelt. Der Subaru BRZ filtert nichts weg, man spürt die Straße unmittelbar. Doch trotz seiner sehr straffen Grundabstimmung reagieren Federn und Dämpfer nicht steif, sondern feinnervig. Und das gut ausbalancierte Fahrwerk ist einfach nur Spitze.

Nicht mehr als nötig: Innen geht es im Subaru BRZ ebenfalls sportlich zu. Karbon-Applikationen für die Optik, ein kleines Navi für die Orientierung - das genügt dem BRZ-Fahrer schon.
Nicht mehr als nötig: Innen geht es im Subaru BRZ ebenfalls sportlich zu. Karbon-Applikationen für die Optik, ein kleines Navi für die Orientierung - das genügt dem BRZ-Fahrer schon.

© Rainer Ruthe

Nun wird es Zeit, in unserer Zeit fast vergessene Drehzahlbereiche aufzusuchen. Die Post geht nämlich erst jenseits der 6000er Region richtig ab. Dazu ist ein Blick auf die technischen Daten nötig: Das maximale Drehmoment von 205 Newtonmetern liegt beim der Boxer erst zwischen 6400 und 6600 Touren an, und für die Maximalleistung von 200 PS sind gar 7000 Umdrehungen pro Minute nötig. Also keine Furcht vor hohen Drehzahlen, der Boxer liebt und braucht sie und liefert dann den Spaß, den man sich schon immer gewünscht hat. Das Ganze ohne nerviges Dröhnen der Auspuffanlage, deren beide Endrohre übrigens 86 Millimeter dick sind. Bei 7500 Touren riegelt der Drehzahlbegrenzer ab, dann allerdings recht brutal. Doch auch das passt zu diesem Auto. Sowohl der Schalthebel der knackige Schaltung mit ihren sehr kurzen Wegen als auch die Kupplung wollen „fest angefasst“ werden. Das ist kein Auto für Weicheier, sondern eines für echte Kerle, welche im Auto für ihren Spaß auch arbeiten wollen. An Frontantrieb gewöhnte Fahrer überrascht möglicherweise die fast ansatzlose Handlichkeit, mit welcher der Subaru BRZ Biegungen jeder Art nimmt. Man kann jedoch auf die wie im Rennsport von Doppelquerlenkern exakt geführte Hinterachse, ein Torsen-Sperrdifferenzial sowie ein sensibel regelendes ESP vertrauen, das im Sportmodus die Grenzen sehr weit steckt, ohne die Sicherheit aus dem elektronischen Auge zu verlieren. Der BRZ macht exakt das, was der Fahrer will. Und zwar fernab sinnentleerter Leistungsorgien. Und vor allem ohne luxusbehaftete Preistiraden.

Hören und Sehen

Der Sound ist typisch für einen Boxermotor. Das hell klingende Sirren des Vierzylinders mit seinem quadratischen Hub-Bohrungs-Verhältnis von 86x86 Millimeter kommt aber trotz speziellem Soundgenerator kraftvoll, aber nicht so intensiv rüber wie in einem viel stärkeren Cayman. Doch dafür geht er einem auf Dauer nicht so auf die Nerven wie der sägende Sound des Porsche bei hohen Drehzahlen.

Und bei 7000 Touren weckt der dann metallisch harte Klang des Boxers sogar Rallye-Gefühle, und man denkt spontan an den WM-Titel unter dem legendären Schotten Colin McRae vor genau 20 Jahren in seinem typisch blauen Subaru Impreza mit den goldfarbenen Alus. In diesem traditionellen Blue Pearl ist auch der BRZ lackiert. Ein Muss.
Das flache Cockpit gibt den Blick frei auf die beiden Wölbungen der Motorhaube, die in die Scheinwerfer übergehen. Damit lassen sich Kurven ebenso gut anvisieren wie in einem Porsche Cayman. Überhaupt ist dieser Subaru erstaunlich übersichtlich, selbst nach hinten, wo man nur im Regen einen Heckscheibenwischer vermisst.

Wählen und Zahlen

Viel zu wählen gibt es beim Subaru BRZ nicht. Eine Karosserie, ein Motor, zwei Getriebe, zwei Ausstattungen und zwei Extras. Das war es, aber das reicht eigentlich. Das Einstiegsmodell Active kostet 29500 Euro. 2000 Euro teurer ist die Version Sport, die dafür zusätzlich einen Tempomaten, ein Torsen-Sperrdifferenzial an der Hinterachse für bessere Traktion, 17-Zoll-Aluräder, ein CD-Audiosystem mit sechs Lautsprechern, elektrisch anklappbare Außenspiegel und eine Klimaautomatik bietet. Also eine durchaus überlegenswerte Investition. 1550 Euro kostet eine Sechsstufenautomatik, die aber zu diesem Auto eigentlich nicht passt. Dann schon eher das typische Subaru-Blaumetallic für 550 Euro. Und wer es im Innenraum schick haben möchte, wählt für 2590 Euro die Lederinnenausstattung. Fahrerassistenzsysteme? Keine! Hier ist der verantwortungsbewusste Mensch noch uneingeschränkter Chef über die Maschine.

Ohne Aufpreis bekommt man fünf Jahre Vollgarantie und fünf Jahre lang einen Schutzbrief, beides bis 160000 Kilometer. Das hat kein anderer Sportwagen zu bieten. Auch hier ist der BRZ also ein exklusives Auto.

Zwar wird der Subaru BRZ als Viersitzer angeboten. Aber die Plätze im Fond möchte man niemanden zumuten. Dafür wächst das Kofferraumvolumen auf ganz ordentliche Maße, wenn die Rückbank umgeklappt wird.
Zwar wird der Subaru BRZ als Viersitzer angeboten. Aber die Plätze im Fond möchte man niemanden zumuten. Dafür wächst das Kofferraumvolumen auf ganz ordentliche Maße, wenn die Rückbank umgeklappt wird.

© Rainer Ruthe

Gutes und Schlechtes

Nur 200 PS? Ja, die reichen völlig aus, um Spaß zu haben, wenn sie so geschickt verpackt sind wie in diesem Subaru BRZ. Der ist entschlackt, optimiert und ausgelegt für engagiertes Fahren in seiner ursprünglichen Form. Und das zu einem Preis, der weit unter dem eines weichgespülten frontgetriebenen VW Scirocco liegt, der nicht im Entferntesten an des Spaßfaktor des hinterradgetriebenen BRZ herankommt. Dieser Subaru ist aber auch so selten wie ein Ferrari. Klar spielt dieser ebenso in einer ganz anderen Liga, so wie ein Porsche Cayman. Dennoch lehne ich mich hier ganz weit aus dem Fenster raus: Dieser BRZ ist so eine Art Volks-Porsche, der auf seine spezifische Weise auch jenes Bauchgribbeln vermittelt, ohne deswegen überzüchtet zu sein. Das ist heute selten geworden. Und das wird wahrscheinlich auch noch seltener. Denn der BRZ gehört zu einer aussterbenden Spezies der unverfälschten und bezahlbaren Sportwagen mit eigenem Charakter. Ob es einen Nachfolger geben wird, steht noch nicht fest. Trotz der Kooperation mit Toyota, wo mit dem GT 86 der nahezu baugleiche Sportler angeboten wird, sind die Verkaufszahlen zu gering. Und unterdessen ist durchgesickert, dass Toyota den Nachfolger des GT 86 mit BMW entwickeln wird, um die Kosten zu senken. Dieser Subaru BRZ wird wahrscheinlich der Letzte seiner Art sein. Schade.

PS. Hier sei ein kurzer Nachtrag gestattet. Denn dieser Subaru hat selbst mich als langjährigen Tester auf ganz besondere Weise überrascht. Der Ort, eine Tankstelle in Berlin. Der Tankwart schaut beim Bezahlen nach draußen und fragt: „Was ist das für ein Auto?“ Ich antworte: „Ein Subaru.“ Er: „Aha. Ich hatte mal einen Impreza, einen Allradler.“ Darauf ich: „Das ist ein BRZ, der hat Heckantrieb. Und der ist günstiger als ein VW Scirocco“ Er stutzt, und sagt dann trocken: „Und viel exklusiver. Na, dann viel Spaß!“ Den hatte ich...

Stärken

Individueller und seltener Auftritt

Fahren in reinster Form

Toller Boxermotor

Schwächen

Keine Assistenzsysteme

Großer Wendekreis

Wenig Platz im Fond

Konkurrenz

Toyota GT 86

Lotus Elise

VW Scirocco

Technische Daten Subaru BRZ Sport
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,24/1,78/1,32 Meter
Leergewicht 1212 Kilogramm
Kofferraumvolumen 243 Liter
Maximale Zuladung 431 Kilogramm
Sitzplätze 4
Tankvolumen 50 Liter
Motor Vierzylinder-Boxer-Benziner mit kombinierter Saugrohr- und Direkteinspritzung, zwei oben liegende Nockenwellen 
Hubraum 1998 Kubikzentimeter
Getriebe 6-Gang-Handschaltgetriebe
Leistung (kW/PS) 147/200
Drehmoment 205 Newtonmeter bei 6400 Umdrehungen/Min
Beschleunigung 0 - 100 km/h 7,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 226 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts/außerorts/kombiniert) 10,4/6,3/7,8 Liter
Verbrauch im Test 8,1 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 180 g/km / F
Typklassen (KH/VK/TK) 17 / 27 / 23
Preis als Basisfahrzeug 31 500 Euro
Preis des Testwagens 32 050Euro

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