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Politik: ...der Scheich zur Fernbedienung greift

In unserer kleinen Serie, „Länder, denen aus unerklärlicher westlicher Arroganz heraus leider viel zu wenig Beachtung geschenkt wird“, möchten wir uns heute aus gutem Grund Katar widmen. Ein Staat, der sich in den vergangenen Monaten nur mühsam von den Folgen des Aufenthalts der Herren Effenberg und Basler erholt hat, und der auch sonst unter jenen etwas platten, vornehmlich im Lautmalerischen begründeten Assoziationsblitzen (Schreibt man das nicht mit DoppelR und H, ha, ha?

In unserer kleinen Serie, „Länder, denen aus unerklärlicher westlicher Arroganz heraus leider viel zu wenig Beachtung geschenkt wird“, möchten wir uns heute aus gutem Grund Katar widmen. Ein Staat, der sich in den vergangenen Monaten nur mühsam von den Folgen des Aufenthalts der Herren Effenberg und Basler erholt hat, und der auch sonst unter jenen etwas platten, vornehmlich im Lautmalerischen begründeten Assoziationsblitzen (Schreibt man das nicht mit DoppelR und H, ha, ha?) leidet, mit denen witzelnde Touristengruppen seit jeher Halbwissen vortäuschen.

Wie schön also, dass uns just heute frohe Kunde aus Katar erreicht: Das Land wird gerade modernisiert.

Wurde ja auch höchste Zeit, werden nun einige, aber sicherlich doch ganz wenige „Der Tag, an dem…“-Leser klammheimlich denken, im Grunde sind das doch sowieso nur alles Kameltreiber, da unten.

Eben nicht! Beziehungsweise: Schon bald nicht mehr! Das ist ja gerade die Modernisierung. Was im Übrigen ganz wesentlich der Weitsicht von Scheich Hamd Bin Dschassem Bin Faisal Al Thani zu verdanken ist, ein geachteter, der globalen Technisierung gegenüber aufgeschlossen scheinender Mann. Er ist Präsident des Organisationskomitees für Kamelrennen.

Scheich Hamd Bin Dschass…, na, Sie wissen schon, hat nun dekretiert, dass demnächst bei den im Lande höchst beliebten Rennen keine Kinder als Jockeys mehr eingesetzt werden. Kinder in Katar sind schön leicht. Sie stammen allerdings vornehmlich aus Indien. Jürgen Rüttgers, aber das wirklich nur nebenbei, wäre deshalb seinerzeit mit seinem Slogan „Kinder statt Inder“ in Katar wahrscheinlich nicht mal über die Fünf-Prozent-Hürde gekommen. Die Kamele rannten bisher jedenfalls immer, was das Zeug hielt.

Das soll auch so bleiben, nur alles viel moderner! Die Jockeys sollen nämlich durch Roboter ersetzt werden, die „menschenähnlich“ aussehen, im Kamelsattel sitzen und deren Hände mit einer Fernsteuerung bewegt werden können.

Erste Testphasen waren ganz erfolgreich. Berichte, wonach Scheichs versehentlich links und rechts auf der Fernbedienung verwechselt haben, und Kamele daraufhin mit Karacho in die Oase donnerten, wurden vom Organisationskomitee umgehend dementiert.

Ein Wermutstropfen bleibt: Wahrscheinlich hat wieder kein Schwein die Kamele gefragt, was die davon halten. Dazu muss man allerdings wissen, dass sie mit dem Tierschutz halt wirklich noch nicht so weit sind, da unten in Katar. Vbn

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