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Politik: … Deutschland sein Fett wegbekommt

Das Bundesministerium des Inneren (BMI) hat geheime Planungen der „Projektgruppe Fett“ (PF) abgeschlossen. Der zuständige Minister Otto Schily hatte die Leitung zur Chefsache erklärt.

Das Bundesministerium des Inneren (BMI) hat geheime Planungen der „Projektgruppe Fett“ (PF) abgeschlossen. Der zuständige Minister Otto Schily hatte die Leitung zur Chefsache erklärt. Die Ergebnisse werden heute der Öffentlichkeit vorgestellt (sie wurden dieser Zeitung vorab zugespielt).

In einem BMIinternen Vermerk „Ausgangslage“ heißt es: „Die Erde ist in Gefahr. Inzwischen trampeln 6393956303 Menschen auf ihr herum. Der Minister erinnert sich, in der Schule die Zahl eine Milliarde gelernt zu haben. Grenzenloses Wachstum. Das gilt auch für jeden Einzelnen. Die Menschen werden dick und dicker. Sie brauchen immer häufiger Geländewagen mit Vierradantrieb, um sich von einem Ort zum anderen zu wuchten …“ uswusf. Die wissenschaftlichen Resultate der PF sind in der Tat aufsehenerregend. Bisher war man davon ausgegangen, die Erwärmung durch Klimaveränderung lasse die Polkappen schmelzen, was zu einem Anstieg der Meere führe. Das BMI dagegen kommt zu dem Schluss: Das zunehmende Körpergewicht der Menschen presst Deutschland immer tiefer in den Globus hinein, weshalb der Meeresspiegel höher erscheint; und: Die gestiegenen Temperaturen sind nicht Folge des Treibhauseffekts, sondern wir rutschen dem Erdmittelpunkt immer weiter entgegen, weshalb die Hitze zunimmt.

Schilys BMI drängt auf die Gründung der Behörde „Freiwillige staatliche Gewichtskontrolle“ (FstGK). Bis zum 31. Dezember 2004 hat sich jeder Bundesbürger wiegen und vermessen zu lassen. Aus den Parametern Alter, Körpergröße, Geschlecht und Gewicht wird der jeweilige Bodymaß-Index (BMI) errechnet. Der ideale BMI liegt bei 20 bis 25. Für Überschreitungen wird eine „Adipösensteuer“ erhoben. Allerdings, so das BMI, werde eine Übergangsregelung von zwei Jahren erwogen.

Im Zuge dieser Neuregelungen erscheint der gestrige Koalitionsstreit um eine Currywurst-Steuer überholt (siehe auch Weltspiegel Seite 32). Die Grünen hatten eine solche gefordert, um damit gesunde Kost in Schulen zu fördern. Bei der FDP war von „Umverteilungswahn“ die Rede, der Einzelhandel sprach von „Ernährungsdiktatur“. Am Nachmittag ließ das Finanzministerium ein harsches Nein folgen, die Steuer auf Currywurst sei „nicht durchführbar“. Das BMI sieht keine Probleme für den BMI. Staatliche „Weight-Watcher“ sollen ambulante Kontrollen durchführen. Im Radio wird es künftig heißen: „Waagen stehen heute auf der Oberbaumbrücke, am Tegeler Weg, an der B 5 in Richtung …“ not

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