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Politik: … die Drähte springen

Einer der heikelsten Jobs im Land ist zweifellos der des CSU-Landesgruppenvorsitzenden im Bundestag. Er muss dafür sorgen, dass die Stimme Bayerns in der preußischen Diaspora gehört wird, und zwar notfalls unter Einsatz der rhetorischen Kettensäge.

Einer der heikelsten Jobs im Land ist zweifellos der des CSU-Landesgruppenvorsitzenden im Bundestag. Er muss dafür sorgen, dass die Stimme Bayerns in der preußischen Diaspora gehört wird, und zwar notfalls unter Einsatz der rhetorischen Kettensäge. Himmiherrgottsakrahallelujazefix! (Nein, bitte keine Protestschreiben Bayerischer Brauchtumsforscher, das war ein willkürliches Beispiel.) Der LGV hat nur eine fundamentale Aufgabe, nämlich, seinen Ministern den Rücken freizuhalten. Und er fürchtet nur zwei Dinge: Ein Weißbierembargo, und dass er selbst einmal Minister werden muss.

Michael Glos musste. Nun stakst er in der Politik herum wie ein Bergführer in der Niederlausitz, und nur einer kann ihm helfen: Sein Nachfolger im Amt des Landesgruppenvorsitzenden. Ja, Herr Ramsauer? „Glos ist doch kein kleiner Kanarienvogel in einer viel zu großen Voliere.“

Ah, ja. Bzw.: Hä? „Bei Michael Glos kann man beobachten, wie es ist, wenn man ein politisches Schwergewicht in einen bürokratisierten Käfig hineinzwängt. Da fühlt sich das Ministerium nicht wohl, und diese politische Urgewalt fängt an und rüttelt an den Stäben, da kracht’s und scheppert’s, da springen die Drähte.“

Danke, Herr Ramsauer. Immerhin ist nun das Neuland der politischen Ornithologie erschlossen. Aber liegt das Problem des Wirtschaftsministers Glos nicht eher darin, dass bei ihm nun so überhaupt gar keine Drähte springen wollen? Dass er doch eher einem Suppenhuhn in einem viel zu großen Topf gleicht? Dass wir, rüttelt er denn doch, immer nur verstehen: „Ich will hier raus“?

Ramsauer übt wohl noch. Immerhin: Das Potenzial ist da, er hat das Zeug zu einem ganz großen Abräumer – schauen wir nur, wie er ebenfalls am Dienstag dem SPD-Generalsekretär Hubertus Heil gezeigt hat, wo der Hammer hängt. „Der heißt ja Heil und nicht Keil“ formulierte er spitzfindig, „er sollte an einem heilsamen Verlauf der Koalition Interesse haben und nicht einen Keil hineintreiben.“ Tärää! Das Protokoll vermerkt an dieser Stelle heftiges Schenkelklopfen, Sakra!-Rufe, die Zuhörer wollen mehr. Kein Problem: „Das kann gefährlich werden, wenn der rumzündelt und dann plötzlich die ganze Hütte brennt.“

Ein sprechendes Bild. Dem noch etwas hinzuzufügen, hieße einen Heil in die SPD treiben. Hier noch ein paar Vorschläge: Vernachlässigt die Kanzlerin CSU-Belange, hieße es: „Frau Angela merkelt mal wieder gar nix.“ Koalitionskrise? „Und wenn Herr Platzeck platzt, wir bleiben hart.“ 1a Ramsauerstoff! Echt: Der Mann ist kein kleiner Sprücheklopfer in einem viel zu großen Bundestag. Oder umgekehrt. bm

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