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Politik: … die Kenner den Blick verstellen

Im Hause Seehofer – wenn der Begriff „im Hause“ bei entsprechend großzügiger Auslegung hier einmal verwendet werden darf – stehen demnächst außerehelich zustande gekommene Vaterfreuden an. Hipp, hipp, hurra!

Im Hause Seehofer – wenn der Begriff „im Hause“ bei entsprechend großzügiger Auslegung hier einmal verwendet werden darf – stehen demnächst außerehelich zustande gekommene Vaterfreuden an. Hipp, hipp, hurra! Vier Wochen noch, dann geht Deutschlands derzeit politischste Schwangerschaft zu Ende, was das Land vor allem wegen der dahinter stehenden Lebensmodelldimension bewegt. Hatte man alles fast vergessen, nicht? Vorab von hier schon mal alles Gute, damit es, frommer Wunsch, dann aber auch mal gut ist mit der ganzen Geschichte: Möge also der Himmel am Tag der Niederkunft blau-weiß sein, die Mutter wohlauf und der Nachwuchs gesund.

Im Herbst kann dann der Papa CSU-Chef werden, sozusagen mit Lätzchen und Lederhose – oder auch nicht; das wird ganz wesentlich vom Heuchelfaktor in der Politik abhängen, von den berühmten „Kreisen“ (gerne auch: „informierten Kreisen“), die aus dem Off ihren süßen Senf zu allem dazugeben, was gemeinhin auch sehr schön unter der Decke bleiben könnte.

Journalistisch zeugt die häufige Verwendung des Begriffs „Kreise“ indes von einer gewissen handwerklichen Grobmotorik, weswegen an dieser Stelle ausdrücklich das Formulierungsgeschick des Online-Magazins des „Stern“ herausgehoben werden soll. In der Causa Seehofer liefert Stern.de nun den kunstvoll gebauten Satz: „Kenner der innerfamiliären Situation Seehofers berichten, dass der langjährige Seitensprung des Mannes Ehefrau Karin bis heute psychisch stark belastet.“

Nicht schlecht, oder? „Kenner der innerfamiliären Situation.“ Und zwar nicht nur einer, sondern mindestens zwei, wegen des Plurals, womöglich sogar drei, am Ende … lassen wir das.

Wie wird man eigentlich zum „Kenner“ einer „innerfamiliären Situation“? Als Nachbar mit Blockwartveranlagung und beständigem Ohr an der Wand? Durch den täglichen Plausch an der Supermarktkasse, eingeleitet mit der Frage: Wie gehts denn so daheim? Verwandtschaftlich bedingt? Oder einfach per Eigenexpertise nebst nachfolgendem Anruf bei Stern.de? Das müssten einem mal die entsprechend „informierten Kreise“ erklären.

Ehefrau Karin – ob nun bis heute psychisch stark belastet oder auch nicht – hat sich jüngst entschlossen, sich an der Seite ihres Mannes in Mainz fotografieren zu lassen. Trügt das Bild? Lügt es womöglich? Innerfamiliäres Insiderwissen wäre jetzt hilfreich, fehlt aber.

Als Kenner der außerfamiliären Situation braucht man nicht viel für die überaus düstere Prognose: Fortsetzung folgt. Vbn

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