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Politik: … ganz Deutschland Liebe braucht

Jetzt haben natürlich alle gedacht, Christoph Schlingensief fesselt in Bayreuth den heftig zappelnden Bundespräsidenten an einen großen Gummiphallus, zündet, während Ritter und Knappen ihr berühmtes „Weh! Hoho!

Jetzt haben natürlich alle gedacht, Christoph Schlingensief fesselt in Bayreuth den heftig zappelnden Bundespräsidenten an einen großen Gummiphallus, zündet, während Ritter und Knappen ihr berühmtes „Weh! Hoho! Wer ist der Frevler?“ singen, das Toupet von Wolfgang Wagner an und frisiert Angela Merkel mit der Kettensäge. Stattdessen hat er ganz normal irgend so eine Oper inszeniert. Man könnte sagen: Er hat Erwartungen unterlaufen.

Und wenn sein Motiv etwas ganz anderes war? Wenn Christoph Schlingensief ganz einfach möchte, dass die Menschen ihn gern haben? Wenn er sich sagt: „Ach, den Gummiphallus, den verwende ich lieber in Berlin, in der Volksbühne, da mögen die Leute so was“? Oder Oliver Kahn. Die „Bild am Sonntag“ hat unkorrekt über Kahn berichtet, die machen ihm Stress. Da müsste der Oliver Kahn, den wir zu kennen glaubten, sein Stahlgebiss anziehen, mit dem Ferrari durch die Wand hindurch in die „Bild“Redaktion fahren, dem Chefredakteur Strunz beide Ohren abbeißen und anschließend der Verlegerin Friede Springer im Casino des Springer-Hochhauses die Ohren eines nach dem anderen vor die Füße spucken. Dann wäre, wie man in Bayern sagt, endlich a Ruah. Stattdessen hat Oliver Kahn ein Fernsehinterview gegeben, über das die „Bunte“ im Internet völlig korrekt berichtet: „Kahn zeigte sich erstmals von seiner menschlichen Seite.“

Kahn sprach darüber, wie er seinen Kindern Spaghetti kocht, ohne Soße, dass er unter dem Druck leidet, dass er sich von sich selber entfremdet fühlt, und dass er in Wirklichkeit vielleicht gar kein Titan sei, sondern der Oliver. Es war richtig rührend. Man dachte, gleich spricht er über das Meerschweinchen, das er als Bub hatte, oder aber er sagt: „Das ist für Verena!“ und singt das Lied „Nights in white Satin“. Oliver Kahn will, dass man ihn lieb hat. Ja. Alle wollen eben immer nur das eine.

Heute ist der Tag, an dem wir wissen, welches Problem Deutschland wirklich hat: Keiner möchte Streit haben. Alle wollen Liebe. Deswegen hat der Kanzler auch die geplante Gehaltserhöhung für seine Minister sofort zurückgezogen. Es gab ein bisschen Ärger darüber. Deswegen wollte keiner Bundestrainer werden. Falls du mal verlierst, schimpfen ja alle. Wenn man sich fragt; „Wer zieht sein Ding knallhart durch? Wer hätte Angela Merkel garantiert mit der Kettensäge frisiert?“, da fällt einem praktisch nur Inge Meysel ein, und die ist ja nun tot. mrt

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