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Politik: ...Rudi radelt

Die Politik drängt in den Sport. Das ist zu begrüßen.

Die Politik drängt in den Sport. Das ist zu begrüßen. Dem deutschen Sport fehlt es am Visionären und an der Glaubwürdigkeit. Beides ist bekanntlich der Politik zu eigen. Heute wird Rudolf Scharping zum Präsidenten der deutschen Radsportler gewählt. Scharping! Gut, das ist noch nicht die ganz große Politik, aber ein Anfang ist gemacht.

Früher war der Mann Verteidigungsminister und hohes Tier in der SPD. Aber dann ist ihm, um ihn in seiner eigenen Sprache, der der Radfahrer, zu begrüßen, ein wenig die Luft ausgegangen. Er sitzt jetzt noch im Bundestag. Aber man sieht ihn nicht, weil meistens nur die ersten drei Reihen ins Bild kommen. Wenn mal zufällig die ersten zehn Reihen ins Bild kommen, sieht man ihn auch nicht.

Es gibt da aber keinen Zusammenhang zu seiner Kandidatur im Sportverband. Hat er selber gesagt. Es ist eher so, dass Scharping für den Posten prädestiniert ist wie kein Zweiter. Durch die Fotos von einem MallorcaUrlaub weiß man, dass er auch einen prima Schwimmverbandspräsidenten abgegeben hätte – besonders für den Synchronbereich, in dem seine Ehefrau, Gräfin Pilati, bestimmt gerne beratend zur Seite stehen würde. Aber die Liebe zum Wasser kommt an die zum Rad nicht ran. Scharping hat, wie er sagt, schon mächtige Berge gemeistert. Das ist das Visionäre. Und er steht, wie er sagt, kompromisslos zur Dopingbekämpfung. Das ist das Glaubwürdige.

Wenn Scharpings Präsidentschaft Schule macht, steht dem deutschen Sport und der Politik ein weites Feld glückhafter und stimmiger Verbindungen ins Haus. An Vielseitigkeit unübertroffen, und früh schon Turnschuhträger, ist Joschka Fischer. Noch vor wenigen Jahren wäre er der ideale Präsident der Leichtathleten gewesen. Wenn er heute keine Lust mehr hätte, durch die Ukraine und die Welt zu reisen, müsste er allerdings seinen Berliner Wohnsitz aufgeben: Der Verband der deutschen Sumo-Ringer hat nämlich seinen Sitz in Braunschweig.

Bei anderen Politikern ist die Zuordnung eindeutiger. Friedrich Merz, der alte Sauerländer Mofa-Rocker, kann natürlich nur den Moto-Cross-Fahrern auf die Sprünge helfen. Bei Guido Westerwelle, braun gebrannt und gut gelaunt, sind nur die Beach-Volleyballer vorstellbar. Für Heide Simonis, Entschuldigung, gar nichts. Weil Sport etwas mit Bewegung zu tun hat. Aber was gibt es für Laurenz Meyer? Für den sind Sportverbände einfach eine Nummer zu klein. Meyer muss gleich ins Internationale Olympische Komitee. Da sitzen die, die auch nehmen, wo sie können.uem

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