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Politik: ...wir uns nicht bewegen

In Essen ist in der Nacht zum Sonntag ein Mann von argwöhnischen Anwohnern dabei beobachtet worden, wie er, gemeinsam mit seinem Fahrrad, bei doch beträchtlicher Kälte stundenlang am selben Fleck verharrte. Wir haben hier jetzt schon mal einen Absatz gemacht, nur, um uns kurz vorzustellen, was wohl wäre, wenn das schon die ganze Geschichte wäre?

In Essen ist in der Nacht zum Sonntag ein Mann von argwöhnischen Anwohnern dabei beobachtet worden, wie er, gemeinsam mit seinem Fahrrad, bei doch beträchtlicher Kälte stundenlang am selben Fleck verharrte.

Wir haben hier jetzt schon mal einen Absatz gemacht, nur, um uns kurz vorzustellen, was wohl wäre, wenn das schon die ganze Geschichte wäre? Ein Mann steht neben seinem Fahrrad. Fertig. Bitte, denken Sie das daheim auch mal durch und verzichten Sie dabei auf das Naheliegende, dem Vernehmen nach waren in Essen nämlich weder Alkohol noch Drogen im Spiel!

Ein Mann und sein Fahrrad und mehr nicht – wäre es dann womöglich gar keine Geschichte mehr, und Sie würden mit Fug und Recht sagen: Was soll der Quatsch, das interessiert mich ungefähr so sehr, wie wenn in China ein Rad umfällt. Hiermit kündige ich mein Abo! Oder würden Sie, ganz im Gegenteil, erfreut zum Hörer greifen, sich zum Chefredakteur durchstellen lassen und sagen: Das wurde ja auch mal Zeit, dass der Tagesspiegel so ein brisantes Thema aufgreift, ich hatte selbst schon oft den Gedanken, mit meinem Fahrrad nachts stundenlang auf der Stelle zu stehen, schon um ein Zeichen zu setzen gegen die sich immer schneller drehende Welt, oder so.

Ja, das könnte uns gefallen. Wer weiß, vielleicht würde sogar ein Flashmob draus, Sie wissen schon, eine dieser die Umwelt irritierenden Spontanveranstaltungen, bei denen Menschen plötzlich Dinge tun, die, nun ja, ein wenig aus dem Rahmen des Alltäglichen fallen, weil sie aufrütteln wollen oder weil das Fernsehprogramm mal wieder nix taugt. Ein, zwei Monate weiter und überall im Land, zumindest aber in NRW, stünden nächtens die Menschen mit ihren Rädern auf der Straße, stundenlang, ein Aufstand der Stillstehenden, sozusagen, vereint unter dem Motto: Wenn sich in diesem Land schon nix bewegt, dann bewegen wir uns halt auch nicht mehr! Aus der Bewegung der Bewegungslosen würde alsbald eine Partei, gerade noch rechtzeitg gegründet, um in Düsseldorf die Koalitionsverhandlungen zu blockieren. Und unser Mann aus Essen? Er und sein Rad, sie wären Ehrenvorsitzende auf Lebenszeit.

So wie die Dinge liegen, wird es dazu nicht kommen. Von der alarmierten Polizei noch an Ort und Stelle bei Stockdunkelheit gefragt, was das solle, antwortete unser Mann: Er warte auf die Sonne, solange die nicht da sei, wolle er keinen Meter mehr fahren, weil er kein Licht am Rad habe...

Bitte, wir wollen hier keine Vergleiche ziehen, aber die Antwort scheint uns doch so sekundärtugendmäßig zu sein, dass dieser Mann für eine Parteigründung besser nicht infrage kommt. Vbn

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