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Politik: „2007 ist hoffentlich alles erledigt“

Jakartas Wiederaufbau-Koordinator glaubt, dass die Tsunami-Hilfe bald wirkt

Sechs Monate TsunamiHilfe: Was ist positiv, was negativ?

Gut ist, dass mittlerweile 2,6 der versprochenen sieben Milliarden US-Dollar zur Verfügung stehen. 1,8 Milliarden kamen aus aller Welt. Zusätzlich hat Indonesiens Parlament 858 Millionen Dollar bewilligt, die hoffentlich kommenden Monat fließen werden. Lange fehlte das Geld, aber jetzt können viele Projekte realisiert werden. Schlecht war, dass wir vor sechs Wochen, als die Wiederaufbaubehörde gegründet worden ist, erst bei null anfangen mussten. Außer Nothilfe war rein gar nichts geschehen. Wir haben sehr spät Rahmenbedingungen und Ansprechpartner geschaffen. Davor lag ein Vakuum, in dem nichts voranging.

Wer war schuld daran?

Niemand. Eine solche Naturkatastrophe hat es noch nie gegeben. Verzögerungen sind bedauerlich, aber verständlich.

Was konnten Sie in diesen sechs Wochen leisten?

178 Projekte von Nicht-Regierungsorganisationen laufen an. Singapur baut einen Hafen, die USA an der Westküste bald eine Straße. Manche Dörfer haben mit Häuserbau begonnen. Es tut sich etwas.

Aber Hunderttausende warten auf Häuser und erst 1000 sind gebaut.

Das stimmt. Eine halbe Million Menschen leben nach wie vor in Zelten oder Übergangsbaracken. Ich schätze, dass wir 160000 Häuser bauen müssen.

Die Acehnesen warten seit Monaten darauf. Verlieren die Menschen nicht langsam die Geduld?

Die Frustration steigt. Aber die Menschen wissen, dass der Wiederaufbau Zeit braucht, dass wir unser Bestes tun und dass Häuser kommen werden. In ein oder zwei Monaten wird es einen Bauboom geben. Bis Jahresende werden viele Häuser stehen, in zwei Jahren ist hoffentlich alles erledigt.

Die Zeitung „Jakarta Post“ berichtet, dass in Aceh zwei unterernährte Kinder gestorben seien. Wie kann das angesichts der großen internationalen Hilfe passieren?

Ich habe das gerade erst gelesen und meine Mitarbeiter beauftragt, dem nachzugehen.

Sie gehen mit sehr viel Geld um, mit Spendengeld. Sie sagen, dass Sie Korruption verhindern und gleichzeitig schnell arbeiten wollen. Wie kann das gehen?

In Sachen Korruption mache ich keine Kompromisse. Meine Toleranzgrenze liegt bei null. Wenn ich deshalb langsamer arbeiten muss, dann arbeite ich eben langsamer. Beim Schaffen von Strukturen und Regularien beeile ich mich so schnell es geht. Bei der Freigabe von Mitteln aber bin ich sehr vorsichtig.

Wie gut helfen UN und Weltbank?

Die UN arbeiten sehr gut. Wir freuen uns auch, dass das UN-Flüchtlingshilfswerk zurückgekommen ist. Es will 35000 Häuser bauen, das ist riesig. Die Weltbank verwaltet ihren Geberfond gemeinsam mit Indonesiens Regierung und hat sich damit Jakartas Bürokratie angeschlossen. Ich warte ab, was passiert (lacht).

Sind Sie zufrieden mit deutscher Hilfe?

Ja. Wir arbeiten gut mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit zusammen. Manchmal sind die Deutschen zu rigide. Aber ich verstehe, dass sie ihre Vorschriften haben und dass es auch in Berlin Bürokratie gibt. Deutschland ist sehr hilfsbereit.

Mehrere deutsche Journalisten konnten nicht zum Halbjahrestag des Tsunami nach Indonesien reisen, weil sie keine Visa bekamen. Was ist los?

Das tut mir leid. Es war Pech. Wir wollen in Aceh ein Stelle einrichten, die Visa und Arbeitserlaubnisse ohne Umweg über Jakarta vergibt. Die Bürokratie in der Hauptstadt macht die Dinge manchmal etwas kompliziert.

Dass Sie immer mehr in Ihren Aufgabenbereich ziehen, kommt dort auch nicht besonders gut an.

Wer in Jakarta sitzt, weiß nicht, was in Aceh passiert. Ich sitze in Aceh, und ich habe überall meine Leute. Warum regeln wir nicht alles vor Ort? Ich will, dass Sachen einfach sind und funktionieren. Ich muss mich ja nicht nur gegenüber Jakarta verantworten, sondern auch gegenüber der ganzen Welt, die uns mit Spenden und Taten hilft.

Das Gespräch führte Moritz Kleine- Brockhoff.

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