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Politik: 400 000 sind schon weg

SPANIEN: Sie wird die „Generation null“ genannt. Gemeint ist die breite Schicht der perspektivlosen jungen Spanier ohne Job, weil sie „null Einnahmen“, „null Arbeitschancen“ und „null Hoffnung“ haben.

SPANIEN: Sie wird die „Generation null“ genannt. Gemeint ist die breite Schicht der perspektivlosen jungen Spanier ohne Job, weil sie „null Einnahmen“, „null Arbeitschancen“ und „null Hoffnung“ haben. Nun will das Königreich mit einem milliardenschweren Beschäftigungspaket gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit kämpfen. Der konservative spanische Regierungschef Mariano Rajoy kündigte einen Aktionsplan an, mit dem er eine Million beschäftigungslose junge Spanier von der Straße holen will.

Laut Eurostat sind 56 Prozent der jungen erwerbsfähigen Menschen ohne Beschäftigung. Die allgemeine Arbeitslosigkeit liegt in Spanien bei 27 Prozent. Die junge Generation sei „die Zukunft Spaniens“, sagte Rajoy dieser Tage, und deswegen habe die Nation „die unumgängliche Pflicht“, sie aus ihrem „aktuellen Zustand der Verzweiflung“ herauszuholen. Für seine Joboffensive will er bis zum Jahr 2016 annähernd 3,5 Milliarden Euro lockermachen; etwa ein Drittel des Geldes soll als Subvention von der Europäischen Union kommen.

Der Aktionsplan sieht finanzielle Anreize für Arbeitgeber und junge Unternehmensgründer vor. So soll die Schaffung von Jobs für junge Arbeitslose mit Nachlässen bei der Sozialversicherung belohnt werden. Junge Beschäftigungslose, die sich als Firmengründer versuchen, können ihr Arbeitslosengeld auf einen Schlag kassieren und so in ihre neue Existenz investieren – wobei die meisten freilich noch gar keinen Anspruch auf die Stütze erworben haben.

Auch ein zeitlich befristeter „Berufsanfänger-Vertrag“ mit Niedriglohn soll die Beschäftigung junger Leute fördern. Es ist allerdings schon länger Praxis, dass Berufseinsteiger mit Kurzzeit-Verträgen und zu Minilöhnen arbeiten müssen, die in der Regel unter 1000 Euro brutto im Monat liegen. Nicht selten werden junge Arbeitnehmer sogar nur als „Praktikanten“ eingestellt, müssen gratis arbeiten. Die Jugend beklagt sich über „Müll-Verträge“.

Wegen der Jobmisere im Königreich kehren immer mehr junge Spanier, meist gut ausgebildete Akademiker und Fachkräfte, ihrem Land den Rücken. Zehntausende sind es jedes Jahr, verlässliche Zahlen gibt es aber nicht. Schätzungen gehen davon aus, dass in den letzten fünf Jahren annähernd 400 000 Spanier ausgewandert sind.

Allein in Deutschland wurden 2011 und 2012 zusammen 50 000 spanische Einwanderer registriert. Die Bundesregierung fördert die Anwerbung spanischer Lehrlinge und Fachkräfte mit einem millionenschweren Mobilitätsprogramm. Mit dieser Jobinitiative, die bereits angelaufen ist, sollen tausende junge Spanier in den Norden geholt werden. Ralph Schulze

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