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Politik: 64 Tote bei Attentat in Sri Lanka

Schwerer Rückschlag für Waffenstillstand

Ein neues Blutbad hat am Donnerstag die Tropeninsel Sri Lanka erschüttert. Bei einem Anschlag auf einen Bus wurden 64 Zivilisten, darunter Kinder und Frauen, getötet und 70 verletzt. Es war die schwerste Attacke seit Beginn des Waffenstillstandes vor vier Jahren. Der Bus war vollbepackt mit Pendlern und Kindern auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule, als im Bezirk Anuradhapura, etwa 200 Kilometer nördlich von Colombo, zwei Landminen neben ihm explodierten. Unter den Toten sollen auch 15 Kinder sein.

In der Region, die von der Regierung kontrolliert wird und auch von Touristen besucht wird, leben mehrheitlich Singhalesen. Colombo machte umgehend die Tamilenrebellen der LTTE für den „brutalen Anschlag“ verantwortlich und antwortete mit Luftangriffen. Das Militär bombardierte die Stadt Mullaittivu, eine Hochburg der LTTE im Rebellengebiet im Norden der Insel. Laut Berichten wurden Stellungen der LTTE auch mit Artillerie angegriffen. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Die LTTE benutzt häufig Landminen, allerdings bestritt sie die Busattacke und verurteilte den Anschlag. Sie wies die Verantwortung einer rivalisierenden Rebellen-Fraktion zu, die von der Armee unterstützt wird. Dagegen warf Regierungssprecher Keheliya Rambukwella der LTTE vor, mit der Attacke Racheakte von Singhalesen gegen die tamilische Minderheit provozieren zu wollen, um wieder mehr Unterstützung unter den Tamilen für ihren Kurs zu gewinnen.

Für den brüchigen Waffenstillstand ist dies ein weiterer schwerer Schlag. Bereits seit Monaten erlebt die Insel eine neue Gewaltwelle. Seit Jahresbeginn wurden mehr als 700 Menschen getötet. Vor allem Zivilisten und auch Kinder werden zunehmend zur Zielscheibe. Mit dem Anschlag hätten die Rebellen deutlich gemacht, „sie werden auch Zivilisten töten, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden“, sagte Jehan Perera, der Direktor des Nationalen Friedensrats. „Oder sie versuchen, die Regierung in einen Krieg zu treiben.“

Die LTTE gilt als eine der brutalsten und effektivsten Guerillatruppen der Welt. Die Rebellen kämpfen seit Anfang der 80er Jahre für einen eigenen Tamilenstaat im Norden und Osten. Erst nach 20 Jahren Bürgerkrieg und dem Tod von 69 000 Menschen hatten beide Seiten 2002 unter Vermittlung Norwegens einen Waffenstillstand vereinbart. Die Rebellen verabschiedeten sich allerdings ein Jahr später aus den Gesprächen. Seitdem liegt der Friedensprozess auf Eis. Alle Versuche der Norweger, den Friedensprozess wiederzubeleben, scheiterten – meist an der LTTE. Zuletzt brüskierten die Rebellen vergangene Woche in Oslo die Gastgeber. Zwar reiste eine Delegation an, verweigerte aber vor Ort Gespräche mit Regierungsvertretern.

Christine Möllhoff[Neu-Delhi]

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