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Politik: Ablenkungsmanöver Transrapid: Chinas Ministerpräsident spricht vor Deutschland-Besuch lieber über Technik als über Menschenrechte

Vor dem Deutschlandbesuch des chinesischen Premiers Zhu Rongji in der kommenden Woche geistert er wieder zwischen Peking und Berlin: der Transrapid. China habe angeblich Interesse an der deutschen Magnetschwebetechnik, berichten deutsche Unternehmen und Politiker.

Vor dem Deutschlandbesuch des chinesischen Premiers Zhu Rongji in der kommenden Woche geistert er wieder zwischen Peking und Berlin: der Transrapid. China habe angeblich Interesse an der deutschen Magnetschwebetechnik, berichten deutsche Unternehmen und Politiker. Doch bislang steht das Projekt nur in den Sternen.

Bereits im November hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder beim Besuch in Peking seinem Gastgeber den deutschen Superzug ans Herz gelegt. Voreilig wurde schon über eine angebliche Strecke zwischen Peking und Shanghai spekuliert. Doch getan hat sich nichts. "Obwohl Deutschland behauptet, dass das technische System ausgereift ist, haben sie es auf längeren Strecken noch nicht angewendet", sagte Zhu am Montag vor deutschen Journalisten. Grundsätzlich bestehe in China zwar ein Bedarf an Hochgeschwindigkeitszügen, der Transrapid sei jedoch nur eine von vielen Möglichkeiten.

Bislang sprechen mehr Gründe gegen den Transrapid als für ihn. Die deutsche Zukunftstechnik gilt als teuer und unerprobt. Verkehrsexperten bezweifeln, dass China technisch überhaupt in der Lage ist, die komplizierte Magnettechnik zu betreiben.

Allerdings ist Zhu Politiker genug, um das Spiel der Deutschen mitzuspielen. Für Berlin ist es schmeichelhaft, wenn das Ausland angeblich Interesse an deutscher Zukunftstechnologie hat. Und auch die Chinesen haben Interesse, dass Scheinthema Transrapid wieder aufleben zu lassen. Fünf Tage wird Zhu ab kommender Woche in Deutschland weilen. Seit der Bundestag vor zwei Wochen eine Menschenrechtsresolution verabschiedet hat, ist das Verhältnis beider Länder verschnupft. Statt über Massenverhaftungen und inhaftierte Bürgerrechtler spricht Zhu deshalb lieber über Zugsysteme und legt den Medien einen Köder aus: Um den Superzug auszuprobieren, sei China durchaus an einer Teststrecke "zum Beispiel in Schanghai" interessiert.

Harald Maass

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