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Franz Müntefering

© dpa

Abschied aus dem Bundestag: Franz Müntefering

Ist ein Urgestein. Der 73-Jährige saß insgesamt 32 Jahre im Bundestag. Mit einer Unterbrechung wegen Landespolitik und Parteiaufgaben zwischen 1992 und 1998. Klassischer Sozialdemokrat: Volksschule, Lehre, kleiner Angestellter. Mit Neigung zu knappen Sätzen.

"MdB sein begann für mich am 10.6.1975 in Bonn. Ich erklärte dem „Onkel“, wie das alles laufen muss in Deutschland und der SPD. Er sagte: Ja ja. Fang an und pass auf, dass du nicht austrocknest. Ich war gewarnt. Ich wollte zu Raumordnung, Bauwesen, Städtebau. Das klappte, ich musste aber auch in den Petitionsausschuss. Da bin ich mehrere Jahre freiwillig geblieben, denn dort lernt man die Grenzen von Politik und Gesetzen anhand konkreter Menschen kennen. 1980 gewannen wir noch einmal dank Strauß. Aber die Zeiten wurden härter, die Versammlungen zu Hause schwieriger. Als es 1982 krachte, war ich gelassen und entspannt. Nach wenigen Monaten war ich geheilt und wusste: Opposition ist Mist. Am Abend des Mauerfalls war ich im Wasserwerk in Bonn. Es war grandios, aber ich konnte nicht glauben, dass es friedlich blieb an der Mauer. Erst morgens wusste ich, dass es Wunder gibt. Ab 1991 lernte ich Hans-Jochen Vogels Klarsichthüllen nah kennen. Vogel ist in seiner positiven Bedeutung für SPD und Parlament unterschätzt. Als die Älteren gingen und die Jungen noch kniffen, baute er die Brücken. Er wäre ein guter Kanzler gewesen. Sechs Jahre Kabinett Johannes Rau und Landtag NRW: Als Minister war ich zuständig für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Jugend und Kinder. Wenn die Krankenhäuser sich aufs Gemüt legten, ging ich in die Kindergärten. Als ich 1995 in Mannheim Bundesgeschäftsführer wurde, fragte ich Egon Bahr, der das auch mal war, was ich tun soll. Er sagte: Die Wahl gewinnen. 1998 haben wir es dank Gerhard Schröder grandios gepackt. Die Zeit als Bau- und Verkehrsminister endete bereits im Herbst 1999, denn ich wollte Generalsekretär werden und einiges in Ordnung bringen helfen. Alles andere sollte ich werden, dieses wollte ich. Es brachte mich auch in die Stimmung und in die Lage, als Fraktionsvorsitzender 2002 bis 2005 mitzuhelfen, die Agenda zu beschließen. Die Wahl 2002 war eine Richtungswahl. 2004 wurde ich auch SPD-Vorsitzender, das war für unsere Statik nicht gut. 2005 ging die vorgezogene Wahl knapp schief, die Große Koalition war das Ergebnis, ungeliebt, aber kein Unglück. Von unserem Wahlergebnis 2009 abgesehen. Seit 2007 bin ich als Abgeordneter der SPD-Fraktion dabei geblieben, mit dem Schwerpunktthema Demografischer Wandel. Es war gut, dass Frank-Walter Steinmeier 2009 weitermachte und Fraktionsvorsitzender wurde. Ich war gerne Abgeordneter. Das ist das höchste Amt in einer Demokratie."

(Der „Onkel“, den Franz Müntefering eingangs erwähnt, war Herbert Wehner – d. Red.)

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