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Politik: Afghanistan: "In Afghanistan sind die Frauen die Ernährerinnen"

Almut Wieland-Karimi ist Südasien-Referentin der Friedrich-Ebert-Stiftung und Geschäftsführerin eines Vereins zur Förderung von Bildungsprojekten in Afghanistan. Die vier Gruppen, die in Bonn verhandeln - repräsentieren sie die afghanische Bevölkerung?

Almut Wieland-Karimi ist Südasien-Referentin der Friedrich-Ebert-Stiftung und Geschäftsführerin eines Vereins zur Förderung von Bildungsprojekten in Afghanistan.

Die vier Gruppen, die in Bonn verhandeln - repräsentieren sie die afghanische Bevölkerung?

Sie repräsentieren zunächst einmal die militärischen Machthaber und zudem die regionalen Interessen. Aber es gibt noch mehr zivile, demokratische Gruppen im Land, die auf dem Petersberg nicht mit dabei sind.

Eine Gruppe, die besonders spärlich vertreten ist, sind die Frauen.

Das ist ein Problem, schon deshalb, weil Frauen die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Und die wenigen Frauen, die an der Konferenz teilnehmen, zeichnen sich nicht durch große politische Erfahrung aus.

Die Frauen hatten in Afghanistan noch nie eine gleichberechtigte Position inne. Überfordert man das Land nicht, wenn man jetzt westliche Maßstäbe der Gleichberechtigung anlegen möchte?

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Afghanistan: Wege jenseits der Bomben Bundeswehr-Einsatz: Deutschland und der Krieg Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Das kommt darauf an, an welchem Punkt der afghanischen Geschichte man anfangen möchte. Die Verfassung von 1964 war ein sehr positiver Schritt; in ihr wurde die Gleichberechtigung festgeschrieben. In Folge dieser Verfassung bis in die 80er Jahre hinein waren Frauen auch an der Macht beteiligt. Sicherlich sollte man keine westlichen Maßstäbe anlegen und sie zwingen, die Quote einzuführen, wenn sie andere Vorstellungen entwickeln. Aber wir sehen ja, dass die Frauen ihre Stimme erheben - und deshalb soll man sie auch miteinbeziehen.

Sie meinen Frauen in Afghanistan, die auf ihre Rechte pochen?

Ja. Am Mittwoch zum Beispiel hat sich eine Gruppe von Frauen in Kabul versammelt, die für Gleichberechtigung demonstrieren wollte, und dafür, dass sie an einer politischen Lösung beteiligt werden. Die Machthaber der Nordallianz haben die Demonstration unterbunden, mit dem Hinweis, sie könnten die Sicherheit der Frauen nicht gewährleisten. 1996 haben die Taliban die Frauen mit genau demselben Argument in die Häuser verbannt.

Wie kann sich denn dann die Stellung der Frau verändern?

Ein ganz zentraler Faktor ist Bildung. Wir haben es hauptsächlich mit Analphabetinnen zu tun. Wenn ihnen der Zugang zu Medien und Lernmöglichkeiten verwehrt ist, ist es schwer, sich eine adäquate Stimme zu verschaffen. Außerdem ist die Rolle der Frau bereits de fakto stärker geworden. Die meisten Männer waren an der Front oder gefallen, die Frauen sind die Haupternährerinnen der Familien.

Die vier Gruppen[die in Bonn verhandeln - repr&au]

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