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Afghanistan: Jung sieht Bundeswehr gut ausgerüstet

Ist die Bundeswehr für Afghanistan gut genug gerüstet? Nein, sagen Kritiker. Ist sie doch, sagt Franz Josef Jung. Der Verteidigungsminister wies Berichte über Ausrüstungsmängel zurück.

"Ich schicke keinen Soldaten in einen so riskanten Einsatz, wie es in Afghanistan der Fall ist, wenn er nicht gut ausgerüstet und ausgebildet ist", sagte Jung der "Welt am Sonntag". Gegenteilige Berichte nannte Jung "ärgerlich". Angesichts der Nato-Anforderung einer Schnellen Eingreiftruppe für den Norden Afghanistans hatten Kritiker betont, die Bundeswehr verfüge nicht über das nötige Material dafür.

Die Bundeswehr sei dabei, alle Fahrzeuge "wegen ferngesteuerter Sprengfallen zu schützen", sagte Jung dem Blatt weiter. Die Truppe  hatte laut  "Wams" entsprechende Geräte dafür, sogenannte Jammer, bereits 2003 gefordert. "Ob am Anfang zu langsam reagiert wurde,  kann und will ich nicht beurteilen, da dies vor meiner Zeit als Verteidigungsminister war", sagte Jung. Es müsse aber auch berücksichtigt werden, "dass es sich um eine recht neue Technologie handelt, die zunächst erprobt werden musste - auch um Gesundheitsschädigungen unserer Soldaten zu vermeiden". Nun brauche die Industrie eine gewisse Zeit, bis die erforderliche Stückzahl produziert sei.

Kritik nicht erst seit Forderung nach Kampfeinsatz im Süden

Bereits vor dem Brief des amerikanischen Außenministers Robert Gates mehrten sich kritische Stimmen, ob die Bundeswehr überhaupt in der Lage sei, auch nur 250 Mann als schnelle Eingreiftruppe nach Afghanistan zu schicken. Ex-Generalinspekteur Harald Kujat sprach in mehreren Interviews über "gravierende Ausrüstungsmängel" bei der Bundeswehr. Unter anderem fehlten Waffensysteme, mit denen man einen Gegner auf größere Distanz bekämpfen könne, ohne dass man selbst in die Reichweite seiner Waffen komme, so Kujat.

Auch der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, sparte nicht an Kritik: "Die Eingreifkräfte der Bundeswehr verfügen bisher nicht über funktionierende Geräte, mit denen sie mit den Verbündeten in Afghanistan kommunizieren könnten", zitiert ihn die Passauer "Neue Presse".

Schlechte Ausrüstung, mangelnde Kommunikation, bizarre Bürokratie

Der Bundeswehr-Offizier Florian Rabert* kann dies betätigen. Bis vor einigen Monaten war er selbst in Afghanistan, als stellvertretender Einheitsführer im 11. Kontingent. Im Gespräch mit Tagesspiegel.de sagte er: "Wir sind ja noch nicht einmal jetzt in der Lage, ausreichend Waffen, Munition und Ausrüstung zu stellen. Ich habe es immer wieder erlebt, dass Soldaten in den Einsatz kommen und keine Ahnung haben, wie sie ein Fahrzeug zu bedienen haben, weil es in Deutschland keine vergleichbaren Modelle gab, an denen die Leute ausreichend ausgebildet werden können."

Vor einigen Wochen berichtete "Die Zeit" von einem Papier von sieben der ranghöchsten Generäle der Armee mit dem Titel "Auslandseinsätze der Bundeswehr", in dem sie eine vernichtende Bilanz ziehen. Es mangele an kohärenter Führung und strategischer Planung, das Ministerium habe eine bizarre Bürokratie aufgebaut und leide unter kleinkarierter Kontrollwut. Unter anderem heißt es in dem Bericht: "Regelungsdichte und Informationsflüsse haben (…) die Grenze des Handhabbaren überschritten." Mitverfasser ist der einstige Oberbefehlshaber der Afghanistan-Schutztruppe Isaf, Norbert van Heyst. (nim/mfa/AFP)

* Name von der Redaktion geändert

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