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Politik: Akw wird abgerissen

Für Beseitigung von Mülheim-Kärlich zehn Jahre eingeplant

Mainz. Der Abriss des 1988 stillgelegten Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich rückt näher. Das zuständige rheinland-pfälzische Umweltministerium wird wohl Ende des Jahres die erste Rückbaugenehmigung erteilen. Für die Beseitigung des 3,6 Milliarden Euro teuren Reaktors werden zehn Jahre eingeplant. Der Atommeiler ist mit einer Leistung von 1300 Megawatt vorläufig der größte Reaktor, der in Deutschland abgebaut wird.

Wie die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad (SPD) mitteilte, müssen insgesamt 490 000 Tonnen Schutt und Schrott entsorgt werden – 2900 Tonnen da- von als radioaktive Abfälle. Die Ministerin versicherte, oberstes Ziel sei der Schutz der Bevölkerung und der Umwelt. Der Betreiber des Atommeilers, die RWE Power AG, rechnet mit Abrisskosten von mehr als 500 Millionen Euro.

Ungeklärt ist noch, ob der Essener Energiekonzern auf dem 23 Hektar großen Kraftwerksgelände ein Zwischenlager für schwach und mittel radioaktive Abfälle errichten darf. „Wir haben die RWE aufgefordert, Alternativen zu untersuchen“, sagte Margit Conrad. Eine Entscheidung über die Lagerung der belasteten Materialien falle erst mit der Genehmigung zum ersten Rückbauschritt gegen Ende des Jahres.

Der Abriss muss nach dem Atomgesetz genehmigt werden. Conrad kündigte aus diesem Grund einen öffentlichen Erörterungstermin noch vor den Sommerferien an. Bundesweit erstmalig wird das Genehmigungsverfahren zum Abriss von einer Umweltverträglichkeitsprüfung begleitet.

Die Abschaltung des Kernkraftwerks war 1988 nach nur 13 Monaten Stromproduktion vom Bundesverwaltungsgericht aus Sicherheitsgründen erzwungen worden. Die Richter hatten die erste Teilgenehmigung von 1975 für rechtswidrig erklärt, da die Behörden unter anderem Sicherheitsfragen hinsichtlich der Erdbebengefahr im Rheingraben nicht geprüft hätten. Lange nach der Stilllegung des Reaktors spielte Mühlheim-Kärlich noch einmal eine Rolle: im Atomkonsens zwischen Bundesregierung und Industrie. Denn RWE setzte durch, dass die nie erzeugten Strommengen des Kernkraftwerks einbezogen wurden. Damit verlängerte sich die Betriebsdauer der anderen Atomkraftwerke entsprechend. Den Plan, den Meiler wieder in Betrieb zu nehmen, gab RWE dann allerdings auf.

Heidi Parade

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