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Politik: „Al-Qaida-Einfluss wächst“

Terrorexperte: Radikale Islamisten zielen auch auf Europa

Die indonesische Jemaah Islamiah (JI) soll den Anschlag auf Bali verübt haben. Welche Verbindung hat sie zu Al Qaida?

Viele radikale Islamisten kennen sich aus den Ausbildungslagern von Osama bin Laden im Sudan und Afghanistan. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch JIMitglieder in Al-Qaida-Lagern ausgebildet wurden und weiterhin Kontakte bestehen.

Trägt der Anschlag auf Bali die Handschrift der Al Qaida?

Die britische Polizei fand schon im Jahr 2000 ein militärisches Handbuch der Al Qaida. Westliche Touristen werden darin ausdrücklich als Ziel für Anschläge genannt. Ferienorte wie auf Bali mit ihren Bars und Diskotheken sind in den Augen der Fundamentalisten Orte des Lasters. Daher passt der Anschlag zur Strategie von Al Qaida.

Es gab in den letzten Wochen noch andere Attacken, etwa auf einen französischen Öltanker. Welche Strategie steckt dahinter?

Al Qaida und mit ihr verbündete Gruppen wollen ein Klima der Angst schaffen. Bürger westlicher Staaten sollen sich nirgends mehr sicher fühlen können. Die Al Qaida hat gezeigt, dass sie trotz der Verluste in Afghanistan noch überall auf der Welt zuschlagen kann. Der harte Kern der Al Qaida ist noch in mindestens einem Dutzend Ländern aktiv. Hinzu kommen verbündete Gruppen wie die JI in insgesamt etwa 60 Staaten.

Ist bin Laden der uneingeschränkte Führer der islamistischen Gruppen?

Sein Netzwerk gewinnt immer mehr Einfluss. Es konnte offenbar im Frühjahr Kontakte zur Hisbollah im Libanon knüpfen. Bin Ladens Vision ist eine islamistische Internationale, die Sunniten und Schiiten in einer Einheitsfront des Djihad vereint. Im Westen wird oft verkannt, dass Osama bin Laden für weite Teile der Jugend in der islamischen Welt eine Art arabischer Che Guevara ist.

Wie kann Europa den Terror bekämpfen?

Zunächst muss die Gefahrenlage erkannt werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Gotteskrieger den Terror auch nach Europa tragen werden. Polizei und Nachrichtendienste müssen enger zusammenarbeiten, Europol braucht mehr Kompetenzen. Besonders gefährdete Ziele, zum Beispiel Kreuzfahrtschiffe, brauchen besonderen Schutz.

Das Interview führte Alexander Visser

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