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Politik: Am ersten Tag schon Streit ums Mahnmal

Berlin - Einen Tag nach der Eröffnung des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas gibt es einen neuen Streit. Ausgelöst hat ihn Mahnmalsinitiatorin Lea Rosh, die am Dienstag im Festzelt verkündet hatte, dass sie einen Backenzahn eines ermordeten Juden in eine der Stelen einlassen will.

Berlin - Einen Tag nach der Eröffnung des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas gibt es einen neuen Streit. Ausgelöst hat ihn Mahnmalsinitiatorin Lea Rosh, die am Dienstag im Festzelt verkündet hatte, dass sie einen Backenzahn eines ermordeten Juden in eine der Stelen einlassen will. Diese Absicht stieß beim Zentralrat der Juden in Deutschland und bei der Jüdischen Gemeinde zu Berlin auf große Empörung.

„Ich bin nicht nur überrascht, sondern entsetzt“, sagte Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland. „Ich finde das Vorgehen von Lea Rosh pietätlos.“ Es verletze die religiösen Gefühle, wenn Frau Rosh eigenmächtig Teile von Leichen außerhalb von jüdischen Friedhöfen platziere. „Das grenzt an Blasphemie.“ Spiegel hat den Eindruck, „dass Rosh das nur aus Gründen der Medienwirksamkeit tut.“

Lea Rosh hatte bei der Eröffnungsfeier einen Backenzahn gezeigt. Diesen Zahn habe sie vor 17 Jahren bei ihrem Besuch des Vernichtungslagers Belzec im Sand gefunden. Er sei die Initialzündung für das Denkmal gewesen. Sie hat mit dem Förderkreis 17 Jahre lang für das Denkmal gekämpft. Mit Mahnmalarchitekt Peter Eisenman habe sie vereinbart, dass der Zahn in eine Betonstele eingelassen wird. „Aus jüdischer Sicht ist Derartiges unter keinen Umständen hinzunehmen. Sollte dies geschehen, so müssen wir Juden uns überlegen, ob wir diesen Ort überhaupt betreten können“, sagte Albert Meyer, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Lea Rosh kann die Kritik an ihrem Vorschlag nicht nachvollziehen. „Mein Wunsch steht in Einklang mit den jüdischen Gesetzen. Ich habe mich vorher informiert“, sagte sie am Mittwoch.

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