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Politik: Anschlag in Prag vereitelt?

Medien: Synagoge sollte gesprengt werden

Die tschechische Polizei hat nach Medienberichten offenbar nur knapp einen Anschlag islamistischer Terroristen in Prag verhindern können. Wie eine Tageszeitung schreibt, wollte eine Gruppe von Attentätern während eines jüdischen Feiertages in eine Synagoge eindringen und diese sprengen. Die bislang unbestätigten Informationen haben die Debatte über einen drohenden Anschlag weiter angefacht. Seit zwei Wochen gilt in der Hauptstadt erhöhte Alarmbereitschaft. Potenzielle Angriffsziele wie der Flughafen und das jüdische Viertel bewachen seither schwer bewaffnete Polizeieinheiten.

Die Zeitung „Mlada fronta Dnes“ beruft sich auf Geheimdienstkreise. Demnach hatten die Terroristen eine Synagoge in der Nähe von Hauptbahnhof und Wenzelsplatz im Visier. Während einer Feierstunde sollte ein Kommando das Gebäude angeblich besetzen und die Gemeindemitglieder als Geiseln nehmen. Dann sollte das Gebäude offenbar gesprengt werden. Durch den verstärkten Einsatz von Sicherheitskräften habe der Anschlag nach Informationen der Zeitung verhindert werden könnten. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Prag, Frantisek Banyai, reagierte überrascht auf die veröffentlichten Terrorpläne. „Ich habe keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen vor der Synagoge bemerkt. Wir wussten aus offiziellen Quellen, dass Prag bedroht sei. Niemand hat das allerdings konkretisiert“, sagte er „Mlada fronta Dnes“.

Vor zwei Wochen hatte Innenminister Ivan Langer die erhöhte Polizeipräsenz in Prag damit begründet, dass Tschechien „zum ersten Mal der konkreten Gefahr eines terroristischen Anschlags“ ausgesetzt sei. Genauere Angaben machte er damals nicht. Seither rätselt die Öffentlichkeit über die Art der angeblichen Bedrohung. Zu den Informationen über die angeblich geplante Geiselnahme in der Synagoge verweigert das Innenministerium jeden Kommentar. Auch der Geheimdienst „Bis“ hüllt sich in Schweigen. Ein Sprecher sagte auf Anfrage lediglich, die akute Gefahrensituation dauere weiter an. Der Geheimdienst habe seine Erkenntnisse an die Polizei weitergegeben und halte die präventiven Schutzmaßnahmen derzeit für ausreichend. Bei der Regierung hieß es, die erhöhte Alarmbereitschaft werde bis auf weiteres aufrechterhalten. Genauere Angaben, wie lange die schwer bewaffneten Einheiten im Stadtzentrum stationiert bleiben, gab es nicht.

Tschechien galt bisher nicht als potenzielles Ziel islamischer Terroristen. Experten gehen davon aus, dass nur wenige Extremisten dauerhaft im Land leben. Nach Angaben des Geheimdienstes schütze dies aber nicht vor Anschlägen. „Wir sind ein Teil der euroatlantischen Zivilisation und Mitglied der Nato. Deshalb können Anschläge in Prag genauso stattfinden wie etwa in London oder Madrid“, sagte ein Geheimdienstsprecher.

Kilian Kirchgeßner[Prag]

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