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Kardinal Rainer Maria Woelki.

© Oliver Berg/dpa

Antisemitismus gegen Kölner Rabbiner: Kardinal Woelki "schämt sich" und ist "fassungslos"

Der neue Rabbiner der Kölner Synagogengemeinde wollte nahe an den Menschen der Stadt sein. Doch dafür schlug ihm zu viel Hass entgegen.

Der Kölner Kardinal Rainer Woelki hat sich erschüttert über wachsenden Antisemitismus in Deutschland geäußert. Der neue Rabbiner der Kölner Synagogengemeinde, Yechiel Brukner, fahre jetzt wieder bevorzugt mit dem Auto, nachdem er in den vergangenen Monaten in Bussen und Bahnen der Stadt öfters massiv beschimpft worden sei, sagte Woelki am Sonntag in einem Beitrag für das Kölner Domradio. „Ich schäme mich als Kölner für solche Vorfälle“, sagte der Chef des größten katholischen Bistums in Deutschland. „Es macht mich zugleich fassungslos, dass es immer noch Zeitgenossen gibt, die nichts, aber auch gar nichts aus der Geschichte gelernt zu haben scheinen.“

Der seit September amtierende Brukner hatte sich über massive antisemitische Anfeindungen in Bussen und Bahnen beklagt. Sowohl Migranten als auch Deutsche hätten sich ihm gegenüber feindlich geäußert, wenn er seine Kippa getragen habe.

Der Kölner Erzbischof wandte sich gegen jede Form von Religions- und Fremdenfeindlichkeit: „Juden, das sind doch unsere älteren Geschwister im Glauben. Und Muslime - so formuliert das auch Papst Franziskus - sind ebenfalls unsere Brüder und Schwestern.“ Die Religionsfreiheit dürfe nicht nur im Grundgesetz stehen, „wir müssen sie leben“, sagte Woelki. „Vom deutschen Boden darf nicht nur nie wieder Krieg ausgehen. Gerade in Deutschland dürfen nie wieder Menschen auf Grund ihrer Religion beleidigt, beschimpft, benachteiligt, ausgegrenzt oder gar verfolgt werden.“

Beim Thema Fremdenfeindlichkeit und bei der Religionsfreiheit kenne er keine Kompromisse, sagte der Kardinal. „Hier sage ich ganz klar: Nie wieder, und nicht mit mir!“ Wer in welcher Form auch immer religions- oder fremdenfeindlichen Hass schüre und verbreite, habe weder das Gesetz noch Gott auf seiner Seite.

Der neue Kölner Rabbiner wollte nah an den Menschen der Stadt sein und hatte daher zunächst auf einen eigenen Wagen verzichtet, wie der Geschäftsführer der Synagogengemeinde, David Klapheck, Anfang April der „Kölnischen Rundschau“ sagte. Die antisemitischen Schmähungen in den Stadtbahnen hätten aber „überhand“ genommen. Zu körperlichen Angriffen sei es zwar nicht gekommen. „Es ging aber soweit, dass ihm vorgehalten wurde, die Juden seien doch selbst Schuld an dem Leid, dass sie erfahren haben“, so Klapheck. (dpa/KNA)

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