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Politik: Antonio Guterres - der Mustersozialist

"Santo Antonio - Heiliger Antonio" rufen die Portugiesen zuweilen Antonio Guterres, dem Ministerpräsidenten Portugals zu. Spätestens seit vergangenem Sommer weiß die Welt warum.

"Santo Antonio - Heiliger Antonio" rufen die Portugiesen zuweilen Antonio Guterres, dem Ministerpräsidenten Portugals zu. Spätestens seit vergangenem Sommer weiß die Welt warum. Guterres, strenggläubiger Katholik, stimmte damals bei einer Volksabstimmung gegen den Plan seiner sozialistischen Partei, das Abtreibungsrecht zu liberalisieren. "Ich möchte gerne meine Religion, die eine private Frage ist, trennen von der politischen Haltung, die eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft darstellt."

Dies brachte ihm Ärger in der eigenen Partei, aber viel Achtung im überwiegend katholischen Volk ein. Die von seinen Genossen betriebene Liberalisierung des Schwangeschaftsabbruchs, kein Wunder, scheiterte. Seitdem hat Guterres das Image eines Mannes, der sich auch durch Politik nicht verbiegen läßt. Einer, der ehrlich ist - das kommt an in einem Staat, in dem die Amigo-Wirtschaft und augenzwinkernde Mogelei bei der Zahlung von Steuern immer noch eine Volkskrankheit ist. Konsequent ließ der 50-Jährige vor zwei Jahren Verteidigungsminister Vitorinio fallen, der "vergessen" hatte, Grundstückssteuern zu zahlen.

Guterres trat gleich nach der "Nelkenrevolution" 1974, die mit der Salazar-Diktatur aufräumte, in die Sozialistische Partei Portugals ein. Er wollte sich in einer Partei der sozialen Gerechtigkeit engagieren. Schon 1976, mit 27 Jahren, zog er als Abgeordneter ins Parlament ein, in den 80er Jahren übernahm er den Fraktionsvorsitz, 1992 die Parteiführung. Damals steckten die Sozialisten tief in der Krise. Doch schon drei Jahre später holte Guterres für sie mit 44 Prozent den größten Wahlsieg in der Geschichte.

Für die politische Linke, die in anderen europäischen Ländern auf der Suche nach neuen Wegen in der Krise steckt, sieht Antonio Guterres nur eine Lösung: "Das wichtige der neuen Sozialdemokratie ist es, die Schaffung einer modernen Gesellschaft mit der Integration von Ausgeschlossenen in Einklang zu bringen. Dabei ist es mir egal, ob dies der dritte, vierte oder fünfte Weg ist.

Ralph Schulze

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