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Politik: Apec-Gipfel: Im Schatten des Terrors

Schanghai. Im Schanghaier Ritz-Carlton versucht man die Anspannung mit Gediegenheit zu überspielen.

Schanghai. Im Schanghaier Ritz-Carlton versucht man die Anspannung mit Gediegenheit zu überspielen. An den Eingängen verdecken kleine Stellwände mit asiatischer Lackverzierung die Metalldetektoren, mit denen die Taschen jedes Besuches durchleuchtet werden. Am Donnerstag wird hier George Bush als Gast erwartet, zum Asien-Pazifik-Gipfel in Schanghai. Es ist die erste Auslandsreise des US-Präsidenten seit den Terroranschlägen vom 11. September. Tage vorher ist Schanghai im Ausnahmezustand.

Auf der Tagesordnung stand vor allem die Ausweitung des Freihandels. Nun wird die Anti-Terror-Kampagne zweifellos im Mittelpunkt stehen. Mit besonders scharfen Sicherheitsvorkehrungen will China für ein ungestörtes Treffen in Schanghai sorgen. In den Augen der Regierung würde Bushs Besuch und der erhoffte reibungslose Ablauf der Konferenz unterstreichen, das China in diesen turbulenten Zeiten zu einem der bedeutendsten Spieler auf der politischen Weltbühne geworden ist, an dem auch die Supermacht USA nicht einfach so vorbeigehen kann.

10 000 Polizisten patrouillieren nach offiziellen Angaben in den Straßen. Dazu wurden 20 000 städtische Taxifahrer als "umherfahrende Cops" verpflichtet. Eine Stadt mit 16 Millionen Einwohnern wird ganz einfach still stehen. Zwei Jahre hat sich Schanghai auf die Apec-Konferenz vorbereitet. Neben Bush werden Russlands Putin, Japans Koizumi und 18 weitere Staatschefs aus Asien und Amerika anreisen.

Für China ist es die bedeutendeste Konferenz seit Gründung der VR China. Dabei geht es nicht so sehr um den politischen Inhalt. Apec-Treffen waren in der Vergangenheit vor allem Polit-Show, auch diesmal werden außer den üblichen Erklärungen keine großen Entscheidungen erwartet. Für Staats- und Parteichef Jiang Zemin ist der Gipfel jedoch eine Bühne: Ehe er sich nächstes Jahr aus dem Präsidentenamt zurückzieht, will er mit dem modernen Schanghai der Welt seine Erfolge vorführen. Eigentlich hatte Bush seinen Besuch in Schanghai mit einem offiziellen Staatsbesuch in Peking verbinden wollen. Wegen der brisanten Lage in Afghanistan wurde der bilaterale Besuch auf ein Gespräch mit Jiang Zemin in Schanghai zusammengekürzt. Es ist das erste Mal, dass die beiden großen Staatsführer zusammentreffen werden.

Bis vor wenigen Tagen war es offen, ob Bush die Reise nach China wagen würde. Nach dem 11. September wurden in Schanghai die ohnehin strikten Sicherheitsbestimmungen verschärft. Wenn am Mittwoch die VIPs aus Politik und Wirtschaft in Schanghai landen, werden sie sich in der wohl am stärksten bewachten Stadt der Erde aufhalten. Offiziell versucht man in China, die Gefahr möglicher Anschläge herunterzuspielen. "Unsere Polizeieinheiten sind um alle wichtigen Orte stationiert, und wir kontrollieren mit einem engen Netz die Einreise in die Stadt", sagt Polizeioffizier Mao Guoqun.

Ganz so sicher scheint man sich jedoch nicht zu sein. Für alle Fälle hat Schanghais Stadtregierung die Apec-Konferenz und die chinesischen Teilnehmer und Mitarbeiter von Versicherungen gegen Unglücke und Terroranschläge absichern lassen. Bei Großveranstaltungen dieser Art seit das "normal", erklärte ein Sprecher der städtischen Pingan-Versicherung. Bush und die anderen Staatsgäste seien allerdings nicht abgesichert. Selbst mit "riesenhohen Prämien" sei so ein Risiko nicht abzudecken.

Harald Maass

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