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Politik: Aschenbrödel

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Stellen wir uns mal vor, im wirklichen Leben würde es so zugehen wie im Märchen. Der böse Wolf Edmund S.

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HINTER DEN LINDEN

Stellen wir uns mal vor, im wirklichen Leben würde es so zugehen wie im Märchen. Der böse Wolf Edmund S. aus München würde dem rot-kappigen Gerhard S. hier in Berlin nicht mehr so viel Angst bereiten. Denn er wüsste, was zu tun wäre. Einfach die Försterin Renate K. anrufen, dem Wolf beim Mittagsschlaf schwere Steine in den Bauch füllen – und ab in den Brunnen mit dem Widersacher. Auch die Reform der Sozialsysteme wäre in der Märchen-Welt bestimmt nicht so kompliziert. Gerhard S. müsste sich nur nachts im Mondschein in seinem Nachthemd vors Kanzleramt stellen und bitterlich weinen, weil er gar kein Geld mehr für seinen Staat hat. Vielleicht würden dann Sternentaler (oder Euro) vom Himmel rieseln.

Aber wir leben nicht im Märchen. Und so bleibt dem Kanzler nichts anderes übrig, als seinem Land ein Reformprogramm zu verordnen, das vielen nicht in den Kram passt. Weil es nichts mit einem Schlaraffenland zu tun hat, in dem man sich den Bauch voll schlagen kann, sondern mit unbequemen Einschnitten verbunden ist. Eine kleine Truppe fühlte sich am 14. März, als Schröder seine Regierungserklärung verlas, trotzdem wie im Märchen. Und sortierte fein: die guten Vorschläge ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Hinter dem Aschenbrödel verbirgt sich der Sachverständigenrat, eine Runde aus fünf Professoren, auch „die Wirtschaftsweisen“ genannt. Fein säuberlich führten sie – gemeinsam vor dem Fernseher versammelt – eine Strichliste: Passt uns. Passt uns nicht. Der Darmstädter Professor Bert Rürup verrät: Aus Sicht der sonst so kritischen Ökonomen seien viele gute Körner dabei gewesen. Das ist ja doch fast wie im Märchen.

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