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Politik: Asse-Wasser in Ems und Weser?

Betreiber findet keine Abnehmer für gering belastete Laugen aus Atommülllager.

Göttingen - Wird salzhaltiges Wasser aus dem Atommülllager Asse demnächst in Flüsse oder ins Meer geleitet? Die Entsorgung dieser sogenannten Zutrittswässer gestaltet sich zunehmend schwierig, gibt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zu. Obwohl die Flüssigkeit „radiologisch unbedenklich“ sei, ließen sich nur schwer Abnehmer dafür finden.

Seit mindestens 25 Jahren sickern aus Rissen und Spalten des unterirdischen Gebirges täglich rund 12 000 Liter mit Steinsalz gesättigtes Grundwasser in die Asse. Es wird größtenteils in 658 Metern Tiefe aufgefangen, nach einer radiologischen Kontrolle nach oben gepumpt und abtransportiert – bislang in das stillgelegte Bergwerk Mariaglück im Kreis Celle. Da diese Grube aber 2014 endgültig verschlossen werden soll, müssten alternative Annahmestellen gefunden werden, sagte am Montag ein BfS-Sprecher.

Aus radiologischer Sicht spräche nichts dagegen, das Asse-Wasser in die Nord- oder Ostsee zu leiten, meint das BfS. Die aufgefangene Flüssigkeit weise derzeit eine Belastung mit radioaktivem Tritium von drei Becquerel pro Liter auf; das entspricht etwa dem Wert des Nordseewassers in Küstennähe. Möglich wäre auch eine Einleitung in Weser, Ems oder Jade. In diese Flüsse seien alleine 2009 mehr als 52 Milliarden Liter Salzabwässer aus anderer Quelle eingeleitet worden, sagte der BfS-Sprecher. Die knapp vier Millionen Liter Asse-Wasser pro Jahr stellen im Vergleich eine geringe Menge dar.

Die Politik reagiert dennoch verhalten. Die Einleitung in Flüsse würde „keine Akzeptanz vor Ort finden“, glaubt der noch amtierende FDP-Umweltminister Stefan Birkner. Und sein wahrscheinlicher Nachfolger, der Grüne Stefan Wenzel, sieht „kurzfristig keine Notwendigkeit zur Suche nach anderen Möglichkeiten“.

Entsorgungsprobleme gibt es auch für die kontaminierten Lösungen in der Asse, die bereits Kontakt mit den radioaktiven Abfällen hatten. In einer Vertiefung vor der Einlagerungskammer zwölf auf der 750-Meter-Ebene haben sich bis zu 80 000 Liter radioaktiver Lauge angesammelt, vor der Kammer acht werden täglich 13 bis 16 Liter in einem Kontrollschacht aufgefangen. Auch an weiteren Stellen auf der 750-Meter-Sohle treten kontaminierte Flüssigkeiten auf. Mangels Alternativen werden sie derzeit im Bergwerk zwischengelagert. Reimar Paul

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