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Schneller Besuch. Bundesumweltminister Peter Altmaier war kaum im Amt, da fuhr er auch schon in die Asse ein - diese marode Altlast eines atombegeisterten Zeitalters.

© dpa

Atomendlager: Asse-Bohrung verfehlt ihr Ziel

Die Einlagerungskammer sieben des Atomendlagers Asse in 750 Metern Tiefe hätte angebohrt werden sollen, um herauszufinden, wie hoch die Radioaktivitätswerte dort sind, und welche chemische Zusammensetzung die Luft hat. Die Bohrung endete knapp drei Meter über der Kammer. Sie ist abgesackt. So wie der ganze marode Salzstock.

Göttingen - Die erste Probebohrung im Atommülllager Asse ist gescheitert. Nach einem halben Jahr bestätigte die Asse GmbH, dass der angepeilte Hohlraum verfehlt worden ist. Die Decke der Einlagerungskammer sieben liegt 2,7 Meter unterhalb des Bohrlochs.

Am 1. Juni hatte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) per Knopfdruck die Probebohrung in Gang gesetzt. Rund sechs Wochen werde es dauern, so schätzten das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und die Asse GmbH damals, bis sich der Bohrer durch die rund 20 Meter dicke Mauer gearbeitet und einen Hohlraum an der Decke der Einlagerungskammer erreicht habe. Es kam anders.

Zunächst fraß sich die Bohrung in einer klebrigen Bitumenschicht in der Mitte des Verschlussbauwerks fest. Erst nach wochenlangen Verzögerungen ging es langsam weiter. Mitte November erreichte die Bohrung eine Tiefe von knapp 29 Metern, ohne dass ein Hohlraum oder auch eingelagerter Atommüll getroffen wurde. Die Bergleute schoben zwei Radarsonden in das Bohrloch, die elektromagnetische Wellen mit unterschiedlichen Frequenzen aussandten. Ergebnis: Die Bohrung hat ihr Ziel verfehlt. Die Radarmessungen ergaben, dass die Kammer direkt hinter dem Verschlussbauwerk nicht wie angenommen ansteigt, sondern leicht abfällt. Die Decke der Kammer hat sich, offenbar unter dem Druck des Gebirges, gesenkt. Ob sich unter der Decke ein Hohlraum für eine Analyse der Kammerluft befindet, sei unklar.

Die Kammer sieben liegt 750 Meter unter der Erde. 1977 und 1978 kippte der damalige Betreiber zunächst 1218 Fässer mit radioaktiven Abfällen ab. Auf diese Abfallfässer wurden danach weitere 3138 Fässer gestapelt, die zum Schutz vor Strahlung mit zehn Zentimetern Beton ummantelt sind. Der Raum zwischen den Behältern wurde mit gemahlenem Steinsalz aufgefüllt. In den 80er Jahren wurde die Kammer verschlossen. Reimar Paul

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