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Atomendlager: Union gibt Gorleben nicht auf

Das Atommüll-Lager Gorleben ist Wahlkampfthema. Die CDU will an dem Standort festhalten, obwohl in der Forschung neue Zweifel laut wurden

Im Streit um die Endlagerung von hoch radioaktivem Müll aus deutschen Atomkraftwerken vertiefen sich die Gräben zwischen den Parteien. Die Union will am niedersächsischen Salzstock in Gorleben festhalte, obwohl deutsche Wissenschaftler Zweifel zur Eignung des Standortes äußerten. SPD, Grüne und Linke forderten hingegen einen Neustart bei der Suche nach einem Endlager für den Atommüll, der dort für eine Million Jahre sicher sein soll.

Die Vizevorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katherina Reiche, widersprach den Zweifeln von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) an der Eignung des Standorts Gorleben im Wendland. "Totgesagte leben länger", sagte die CDU-Umweltexpertin, nachdem Gabriel Gorleben als Endlager für "tot" erklärt hatte. Dem Minister gehe es nicht um eine Lösung der Endlagerfrage, sondern nur darum, Wahlkampf zu führen.

Mehrere deutsche Wissenschaftler äußerten im ARD-Magazin Panorama Bedenken, ob der Salzstock in Gorleben für die Lagerung geeignet sei. Der Leiter des Instituts für Geowissenschaften der Universität Jena, Gerhard Jentzsch, sagte, er sehe die Gefahr, dass Wasser von außen einfließen und Radioaktivität in die Umwelt gelange könne. "Es ist bekannt, dass aufgrund von eiszeitlichen Aktivitäten das Deckgebirge beschädigt ist. Das heißt, die Abdichtung nach oben ist nicht komplett, ist nicht ausreichend."

Der Hamburger Geografieprofessor Eckhard Grimmel äußerte sich ähnlich. Der Kieler Geologe Prof. Klaus Duphorn, der vor Jahrzehnten in einem Gutachten Zweifel an der Eignung von Gorleben geäußert hatte, sprach in dem ARD-Magazin davon, er sei bedrängt worden, damit er sein negatives Votum ändere. Diese "vertuschten" Sicherheitsbedenken gegen die Eignung im Jahr 1983 durch die damalige, unionsgeführte Bundesregierung nannte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel als Grund, dass die Erkundung des Salzstocks keine Chance mehr habe.

Der niedersächsische Landesumweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) sprach sich am Donnerstag in einer hitzig geführten Debatte im Landtag allerdings dafür aus, den Standort Gorleben weiter auf eine Eignung als Endlager zu untersuchen.

Die Erkundung unter Tage ist nach einer Vereinbarung der früheren rot-grünen Bundesregierung seit Jahren gestoppt, dieses Moratorium läuft aber 2010 aus. Sander sagte, es sei unverantwortlich von Gabriel, "jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf" zu treiben. Er spiele mit den Ängsten der Menschen.

Die Grünen im Landtag in Hannover forderten, der Bundestag müsse zügig eine Grundlage für eine neue Endlager-Suche schaffen. "Der Standort Gorleben ist ungeeignet und muss aufgegeben werden", sagte Fraktionschef Stefan Wenzel. Auch Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin warf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Erfahrungen mit dem einsturzgefährdeten Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel auszublenden.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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