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© dpa

Atommüll: Bergung von Asse-Müll zu schwierig?

Das Vorhaben die radioaktiven Abfälle aus dem maroden Atommülllager auszugraben, ist zunächst fast überall auf Zustimmung gestoßen. Inzwischen haben sich Kritiker zu Wort gemeldet.

Wolfenbüttel - Während Vertreter des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in der Wolfenbütteler Lindenhalle die Pläne zur Bergung des radioaktiven Mülls aus der Asse vorstellten, haben Atomkraftgegner draußen Flugblätter verteilt. Die Pilotphase mit dem Herausholen der ersten etwa 3000 Fässer müsse unverzüglich beginnen, sagte der Sprecher des Asse-II-Koordinationskreises, Andreas Riekeberg. Die Kosten der Bergung sollen nach Angaben des BfS-Präsidenten Wolfram König mehr als 1,5 Milliarden Euro betragen.

Das Vorhaben die radioaktiven Abfälle aus dem maroden Atommülllager auszugraben, ist zunächst fast überall auf Zustimmung gestoßen. Das BfS hat sich allerdings eine Hintertür offen gelassen. Falls Stichproben ergeben, dass sich die eingelagerten Fässer in einem deutlich schlechteren Zustand befinden als befürchtet, könnte das Vorhaben gekippt werden. Statt der Rückholung würde das Bergwerk dann mit Beton und einer Salzlösung verfüllt. Auf eine Flutung hatte schon der frühere Asse-Betreiber gesetzt.

Inzwischen haben sich Kritiker der Bergung zu Wort gemeldet. Der Vorsitzende der Entsorgungskommission des Bundes, Michael Sailer, sagte, es sei unklar, wie lange eine Rückholung der Fässer dauere. Die Studien des BfS kalkulierten den Ablauf sehr optimistisch. Für die Rückholung eines Fasses seien rechnerisch nur 4,8 Minuten vorgesehen. Stelle sich heraus, dass die Bergung aufwendiger sei, könne man diese Option vergessen. Sailer war lange Hauptsachverständiger der Antiatombewegung. Nun wird ihm vorgeworfen, er habe die Seiten gewechselt.

Am Dienstag wurde eine Stellungnahme der Entsorgungs- und der Reaktorsicherheitskommission bekannt. Die Gremien positionieren sich darin gegen die Option der Rückholung. Bei der Diskussion in Wolfenbüttel sprach ein Ministeriumsverteter unter dem Gemurre der Anwesenden von einer vorläufigen Richtungsentscheidung für die Bergung. Gegen eine Rückholung ist auch Professor Klaus-Jürgen Röhling. Der Endlagerexperte der Technischen Universität Clausthal hält die Bergung für technisch und logistisch kaum machbar. Hinzu komme, dass die Fässer teilweise korrodiert sind, da werde die Handhabung zum Problem. Röhlings Lehrstuhl wird von den Stromkonzernen finanziert. Schließlich legen Berichte über ein nachträgliches Glätten des BfS-Papiers zur Asse-Schließung nahe, dass die Flutung für die Regierung mehr als eine Notlösung darstellt. So soll die ursprüngliche Kernaussage „Mit der Umsetzung der Option Rückholung ist schnellstmöglich zu beginnen“ gelautet haben. In der Endfassung des Papiers steht nurch: „Die Planungen zur Rückholung sin nod bis zur Ausführungsreife zu vollenden.“ BfS- Sprecher Werner Nording sagte, es habe mit dem Umweltministerium als Aufsicht eine fachliche Diskussion gegeben. Das am Freitag vorgestellte Ergebnis werde von beiden getragen.

Druck auf das BfS kommt auch von anderer Seite. Die Stadt Salzgitter und Bürgerinitiativen haben Widerstand gegen das Vorhaben angekündigt, die geborgenen Asse-Fässer im Schacht Konrad endzulagern. Die Betriebsgenehmigung für Konrad gelte nicht für die Abfälle aus der Asse, sagt Salzgitters Erster Stadtrat Rainer Dworog. Es sei zwar gut, die die Asse-Abfälle zu bergen , sagt der Salzgitteraner Landwirt und Konrad-Kläger Walter Traube. „Aber ich wehre mich gegen die Einlagerung bei uns.“ Reimar Paul

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