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Atomstreit: IAEA-Chef al Baradei fordert Dialog

Der Leiter der Internationalen Atomenergiebehörde, Mohamed al Baradei, hat einen Dialog mit Nordkorea und Iran angemahnt. Den Atomtest Nordkoreas bezeichnet der Experte als "Hilfeschrei".

Washington/Seoul - Es sei wichtig, mit Nordkorea, mit der iranischen Führung und "mit allen anderen Gegnern" zu sprechen, "denn ohne Dialog kommen wir nicht voran", sagte al Baradei nach einem Gespräch mit US-Außenministerin Condoleezza Rice in Washington. Er halte einen Dialog für unerlässlich, sagte al Baradei. "Ich glaube, wir müssen von der Vorstellung abrücken, dass der Dialog eine Belohnung ist", sagte er. "Der Dialog ist ein wesentliches Werkzeug, um Verhalten zu ändern." "Wir müssen wirklich verstehen, weshalb diese Länder versucht sind, Atomwaffen zu entwickeln." Im Falle Nordkoreas sei der Atomwaffentest von vor zwei Wochen "ein Hilfeschrei", weil die nordkoreanische Führung das Gefühl habe, ums Überleben zu kämpfen. "Ich glaube nicht, dass Sanktionen als Strafe funktionieren", sagte al Baradei in Hinblick auf die von den Vereinten Nationen verhängten Sanktionen nach dem Test.

Iran nahm unterdessen offenbar weitere Zentrifugen zur Urananreicherung in Betrieb. Teheran habe bereits "vor einiger Zeit" in seiner zentralen Atomforschungsanlage 164 weitere Zentrifugen in Betrieb genommen, sagte ein IAEA-Diplomat. Diese seien jedoch zunächst nur "gestestet" und nicht mit Uran gefüllt worden. IAEA-Sprecherin Melissa Flemming wollte sich zu den Angaben nicht äußern.

Die Vereinigten Staaten erklärten derweil, sie hätten zuletzt keine unmittelbaren Gespräche mit der nordkoreanischen Regierung geführt, weil dies schon in der Vergangenheit nicht funktioniert habe. Es sei bereits versucht worden, mit Nordkorea "im streng bilateralen Sinn umzugehen", sagte US-Außenamtssprecher Sean McCormack in Washington. Leider sei dies fehlgeschlagen. Die US-Regierung könne deshalb nur im Rahmen der Sechs-Länder-Gespräche mit Nordkorea reden. Die Sechser-Gespräche liegen seit fast einem Jahr auf Eis.

Peking: Keine weiteren Atomtests

Nach Angaben des chinesischen Außenministeriums plant Nordkorea keine neuen Tests. Dies habe Kim am vergangenen Donnerstag einer Delegation aus China unter Leitung des Sondergesandten Tang Jiaxuan gesagt. Kim wolle jedoch nur unter bestimmten Bedingungen zu den Abrüstungs-Gesprächen zurückkehren. Dabei gehe es offenbar vor allen um das Einfrieren nordkoreanischer Gelder, die vermutlich mit dem Atomprogramm des Landes in Verbindung stehen. Entgegen anderslautenden Presseberichten habe Kim jedoch kein Bedauern über den Test geäußert, sagte der Außenamt-Sprecher weiter. Dies hatten südkoreanische Medien berichtet.

In Hongkong dementierten unterdessen die Behörden, dass ein nordkoreanisches Schiff, das im Hafen kurzfristig festgehalten wurde, von einem US-Schiff aufgespürt worden sei. Es habe sich um reine Routine gehandelt, es habe keine Hinweise auf eine militärische Ausrüstung gegeben, sagte ein Sprecher. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete, dass es inzwischen Satelliten-Fotos des Geländes gebe, auf dem der nordkoreanische Atomwaffentest am 9. Oktober stattgefunden habe. Die Fotos seien am 16. Oktober aufgenommen worden, berief sich die Nachrichtenagentur auf Behördenangaben. Die Fotos zeigten jedoch keine typischen Anzeichen wie Erdrutsche, wie sie nach einem Atomwaffentest üblich seien. Die Regierung war in Südkorea unter Druck geraten, weil es unmittelbar nach dem Test keine Aufnahmen gegeben hatte.

(tso/AFP)

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