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Politik: Auch zwei Tage nach der Entführung rätseln die Behörden: Wer steckt wirklich dahinter, wo sind die Touristen?

Das Paradies ist nicht mehr sicher. Die Stille ist zwar zurückgekehrt, aber sonst ist nichts mehr wie zuvor auf der malaysischen Trauminsel Sipadan in der Region Sabah.

Das Paradies ist nicht mehr sicher. Die Stille ist zwar zurückgekehrt, aber sonst ist nichts mehr wie zuvor auf der malaysischen Trauminsel Sipadan in der Region Sabah. Die Entführer waren schnell. Und sie sind anscheinend bestens organisiert, denn auch mehr als 48 Stunden nach der Geiselnahme von 21 Menschen, darunter drei Deutschen aus Göttingen, ist nur eines sicher: Es gibt viele Rätsel und keine Spur von den Geiseln. Vor allem wird darüber spekuliert, wer die Entführer sind. Die widersprüchlichen Bekenneranrufe moslemischer Extremisten machen das Drama mysteriös. Sind die Drahtzieher islamische Separatisten von den Philippinen oder doch Piraten?

Ein Radiointerview mit einem Sprecher der moslemischen Terrorgruppe Abu Sayyaf - dem "Schwert Gottes" - schien die Befürchtungen philippinischer und malaysischer Offizieller zunächst zu bestätigen: Die Geiseln sind in der Gewalt der kleinen Rebellengruppe, die im Süden der Philippinen für einen unabhängigen islamischen Staat kämpft. Es werde noch viele solcher "Überraschungen" geben, hieß es. In einem zweiten Interview steckte der Sprecher zurück: Eine Verwicklung in die Entführung könne er "weder bestätigen noch dementieren".

Die Küstenwache durchkreuzt das Südchinesische Meer auf der Suche nach den Entführern, die ihre Geiseln mit Maschinengewehren und einem Raketenwerfer bedrohten. Die malaysischen Behörden haben die Insel Sipadan abgeriegelt und die Behörden der Stadt Semporna in Alarmbereitschaft versetzt. Polizisten patrouillieren durch die Straßen, während Hubschrauber über der Stadt kreisen. Hubschrauber und Flugzeuge setzt auch die philippinische Marine ein, mit der die malaysische eng zusammenarbeitet. Man geht Gerüchten und Verlautbarungen nach. Eine solche Verlautbarung stammt von den Moslem-Extremisten selbst. Die Geiseln seien auf der philippinischen Inselgruppe Tawi-Tawi. Und so umkreiste ein Aufklärungsflugzeug die Insel Stunde um Stunde, auch andere Inseln werden einzeln angeflogen - 30 an der Zahl. Am Ende aber muss die Marine eingestehen: die Suche sei erfolglos gewesen.

Im malaysischen Tauchparadies Sipadan ist man verunsichert. "Wir haben Angst", sagt der Tauchlehrer Yee Mui Phia. Er fährt normalerweise mit dem Boot zur Tauchschule auf Sipadan; die Fahrt dorthin dauert etwa eine Stunde. Die Tauchschule liegt nur wenige Meter von dem Ort Pulau Sipadan entfernt, wo die 20 Menschen entführt wurden. "Wir wissen nicht, wie sehr das unser Geschäft beeinflusst", erklärte Yee. Das Hotel auf Sipadan ist inzwischen verlassen. Tagestouren zur Insel wurden eingestellt. Von den mehr als 400 000 Urlaubern, die jedes Jahr das malaysische Bundesland Sabah im Norden der mit Indonesien geteilten Insel Borneo besuchen, kommt jeder fünfte zum Tauchen. Die Insel lockt mit Korallenriffen und Meeresschwämmen.

Doch auch Piratenüberfälle sind an der Tagesordnung. Im September 1985 griffen sie die benachbarte Küstenstadt Lahad Datu an, raubten die örtliche Bank aus und töteten elf Menschen. Semporna wurde seit 1996 dreimal von Piraten angegriffen. Einige der Seeräuber sollen mit der Rebellenorganisation Abu Sayyaf auf den Philippinen in Kontakt stehen. Am Dienstag entging die 18-jährige Julia Deck aus München nur knapp dem Schicksal der drei deutschen Geiseln, mit denen sie sich angefreundet hatte. Sie tauchte gerade vor einer anderen Insel, als die Rebellen zuschlugen.Die Entführung ist auch Tagesthema bei

www.meinberlin.de/geiselnahme

Leonard Wendt

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