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Gabriele Pauli, ehemalige CSU-Politikerin und Landrätin.

© dpa

Bayerische Politikrebellin zieht es in den Norden: Gabriele Pauli will Bürgermeisterin auf Sylt werden

Gabriele Pauli war Landrätin in Fürth - und am Abgang von Edmund Stoiber beteiligt. Später posierte sie mit Latex-Handschuhen und forderte die Ehe auf Probe. Jetzt will sie Bürgermeisterin auf Sylt werden.

Auf ihrer Homepage hat der Wahlkampf schon begonnen: „Waren Sie in diesem Sommer auch am Meer? Mich zog es mehrmals an die Nordsee – auf die magische Insel Sylt.“ Daneben ein paar Bilder wie aus dem Familienalbum. Gabriele Pauli auf einer Parkbank, neben einer Rentnerin, auf dem Motorrad. Pauli nennt sich selbst die „rote Rebellin“ – das sei nicht politisch gemeint, sondern habe nur mit der Haarfarbe zu tun.

135 Unterschriften fehlen ihr noch

Nun also Sylt. Dort will Pauli Bürgermeisterin werden. Spekuliert worden war darüber schon länger, am Mittwoch nun sagte die 57-Jährige: „Ja, ich werde kandidieren. Es ist eine Herzensentscheidung. Sylt ist allen Einsatz wert“. 135 Unterstützer-Unterschriften fehlen ihr zwar noch. Die will sie allerdings so schnell wie möglich sammeln, auf dem Westerländer „Hausfrauenmarkt“.

Fast 20 Jahre lang war Pauli Landrätin im fränkischen Fürth, führte eine Kreisverwaltung „mit mehr als 1000 Mitarbeitern“, wie sie sagt. Dann rief sie 2006 zum Sturz von Edmund Stoiber auf, ließ sich für eine Zeitschrift mit Latex-Handschuhen fotografieren, verließ die CSU, forderte die Ehe auf Probe und saß fünf Jahre lang für die Freien Wähler im bayerischen Landtag. Mit denen überwarf sie sich ebenfalls, gründete eine Partei, die „Freie Union“. Aber auch aus der trat sie aus. Erst im Mai setzte Pauli beim Oberlandesgericht München durch, dass sie in der Presse nicht als „durchgeknallte Frau“ bezeichnet werden darf.

Doch was will Pauli nun ausgerechnet auf der Nordseeinsel? Wenn CSU-Chef Horst Seehofer Bayern als „Vorstufe zum Paradies“ bezeichne, „dann ist Sylt ja wohl das Paradies“, sagt sie. Gefragt worden ist sie von dem Koch Rainer Zerwas. Die amtierende Bürgermeisterin Petra Reiber gibt nach zwei Jahrzehnten im Amt entnervt auf. Sie will zurück aufs Festland – sagt, sie habe „Sehnsucht nach mehr Bodenständigkeit.“

Pauli wollte eigentlich einen Kräutertee auf den Markt bringen

Auch Pauli wollte eigentlich raus aus der Politik, einen eigenen Kräutertee auf den Markt bringen und ein altes Haus auf dem Land renovieren. Auf Ihrer Homepage bietet sie Einzel-Coachings an: „Ich grabe Ihre Schätze aus.“ Wie Paulis Chancen auf der Glamour-Insel stehen, lässt sich schwer sagen. Die Unterstützung einer Partei hat sie nicht. Und bisher auch noch kein Programm, außer dem Plan, eine Zweitwohnungssteuer von 20 Prozent einzuführen, um „Immobilienhaie einzuschränken“. Doch wie schriebt die „Süddeutsche Zeitung“ kürzlich über sie: „Kommunalpolitik kann diese Frau.“

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