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© dpa

Bayern-Duell: Zweierlei Maß

Günther Beckstein und Herausforderer Franz Maget im bayerischen Fernseh-Duell. Auch ohne die demoskopische Hiobsbotschaft tut sich der Amtsinhaber nicht leicht gegen den Herausforderer. Maget nutzt immer wieder die Chance zum höflich vorgebrachten Angriff.

Er wird schon gewusst haben, der Edmund Stoiber, weshalb er sich im Landtagswahlkampf nie auf ein Fernsehduell eingelassen hat. Und auch andere in der CSU sind skeptisch gewesen. „Der Amtsinhaber muss 200 Prozent besser sein, damit er 100 Prozent gewinnt“, hat noch kurz vorher ein CSU-Spitzenfunktionär gesagt. Aber Günther Beckstein hat nicht kneifen wollen, und so sitzt der bayerische Ministerpräsident jetzt da im Studio des Bayerischen Rundfunks und knetet seine Finger. Ihm gegenüber der SPD-Spitzenkandidat Franz Maget lächelt, die Hände ruhig übereinander gelegt. „Vor Wahlen ist es immer eng“, sagt Beckstein. Er klingt leicht ungehalten dabei, was am fränkischen Dialekt liegen mag. „Es ist keine Sünde, nicht die CSU zu wählen“, sagt Maget.

Die freundliche Entschiedenheit in seiner Stimme ist auf gar keinen Fall eine Frage seines Münchner Dialekts. Die Ursache dürfte eher in der jüngsten Umfrage zur Bayern-Wahl zu finden sein. Gut eine Woche vor der Entscheidung kommt Magets SPD in der Infratest-Umfrage auf 21 Prozent. Das ist nicht besonders gut. Aber die CSU landet nur mehr bei 47 Prozent. Und das wäre eine Katastrophe.

Man kann es Beckstein also nicht ganz verdenken, wenn er sich anfangs immer mal wieder ein wenig in den eigenen Sätzen verhaspelt. Aber auch ohne die demoskopische Hiobsbotschaft tut sich der Amtsinhaber nicht leicht gegen den Herausforderer. Maget nutzt immer wieder die Chance zum höflich vorgebrachten Angriff. Es genügen ihm meist wenige Sätze dazu. Wo Beckstein Superlative aneinanderreiht, um die wirtschaftliche Erfolgsbilanz Bayerns herauszustellen – „höchste Fördermöglichkeit“, „beste Entwicklung“ – hält Maget schlicht dagegen: „Nicht in allen Teilen Bayerns geht es gut.“ Das hat auch niemand behauptet. Aber der eine Satz genügt, um Beckstein wieder in die Verteidigungsstellung zu drängen.

So geht es im Parforce durch den Fragenzettel des BR-Chefredakteurs Sigmund Gottlieb: Schulsystem, Pendlerpauschale, Sicherheit. Einmal – Gottlieb hat ein SPD-Plakat erwähnt, das polemisch „Atomkraftwerke in Trudering“ androht, einem Münchner Vorort – wird Beckstein heftig: Wer über so was rede, „der ist wirklich ein Verleumder oder er hat nicht mehr alle Tassen im Schrank!“ Das Plakat sei, gibt Maget zurück, doch nur „die Zuspitzung einer Diskussion“. Beckstein seinerseits nimmt die Zuspitzung für sich in Anspruch in Sachen Maß am Steuer. Nein, er habe nicht zum maßlosen Biertrinken auffordern wollen, allerdings, bitteschön: „Ein Glas oder ein Glas Wein, das ist heute einfach üblich!“

Am Ende dankt Gottlieb und wünscht beiden Kontrahenten für die letzten Tage, dass sie gut bei Stimme bleiben. Da hat Beckstein dann aber doch das letzte Wort. Der Abspann läuft schon, als es aus dem Lautsprecher fränkelt: „Stimmen sind mir wichtig!“

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