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Auch in dieser Flüchtlingsunterkunft in Großhansdorf in Schleswig-Holstein fand eine Durchsuchung statt.

© Daniel Reinhardt/AFP

Bedrohung durch Islamisten: Die Terroristen kamen nicht erst mit den Flüchtlingen

Zur Gewalt bereite Islamisten können sich legal oder illegal im Land aufhalten, aus dem Nahen Osten stammen oder aus Wanne-Eickel. Nichts hält sie auf. Eine Abschaffung des Asylrechts würde daran nichts ändern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Caroline Fetscher

Also doch! Erneut tauchen unter den abertausenden Asylsuchenden potenzielle Attentäter auf. Neben den Einzeltätern von Ansbach und Würzburg nun auch allem Anschein nach noch gefährlichere. In Schleswig-Holstein nahmen Einsatzkräfte der GSG 9 drei Männer fest, die 17, 18 und 26 Jahre alt sein sollen. Ihre Pässe seien, so heißt es, gefälscht. Verdeckte Observation über viele Monate hinweg lieferte offenbar den Verdacht auf eine Verbindung der drei zum „Islamischen Staat“. Haftbefehle hat der Bundesgerichtshof bereits am 7. September gegen sie ausgestellt.

Zum Zug kommt dieses Trio nun nicht. Wach waren die Behörden und haben wohl ihrerseits eine Schläferzelle unsanft geweckt, ehe diese aktiv werden konnte – von „Schläfrig-Holstein“ keine Rede. Ausgestattet mit reichlich Terrortaschengeld sollen die Verdächtigen im November 2015 über die Balkanroute eingereist sein, etwa zum Zeitpunkt der Anschläge in Frankreich und mithilfe derselben Schlepper wie drei der Paris-Attentäter. Ebenso wie diese gaben sie sich als Asylsuchende aus und gelangten in die Europäische Union. Bezüge zwischen den Gruppen scheinen nicht ausgeschlossen.

Keine Frage: Wer Terror nach Europa tragen will und nicht bereits hier lebt, dem ist jeder Weg recht, auch diese Art der Infiltrierung. Wer das leugnen wollte, wäre naiv. Ebenso naiv wäre es allerdings, zu meinen, dass ohne Asylrecht keine Terroristen herkämen.

Erst im März veröffentlichte das Bundeskriminalamt eine Liste mit seit dem Jahr 2000 vereitelten Anschlägen und Attentaten. Im Visier hatten diese unter anderem jüdische Einrichtungen (2002), israelische und amerikanische Ziele (2003), den Ministerpräsidenten des Irak beim Berlinbesuch (2004) und Regionalzüge („Kofferbomben“, 2006). 2007 flog die „Sauerland-Gruppe“ auf, 2011 die „Düsseldorfer Zelle“, 2012 wurde ein Anschlag auf den Hauptbahnhof Bonn verhindert. Es gab also allerhand Bedrohungen, auch lange vor der aktuellen Krisenmigration.

Die zweite Falle der Täter

Zur Gewalt bereite Islamisten wollen sich generell an Staaten rächen, die den IS militärisch bekämpfen. Sie können in Marseille oder Madrid geboren sein, in Liverpool oder Lüneburg. Sie können aus dem Nahen Osten stammen oder aus Wanne-Eickel. Einreisen können sie als Tourist, als Geschäftsmann oder, wie Mohammed Atta, als Student.

Der gut integrierte Ägypter, der in Hamburg gelebt hatte, war an der Technischen Universität eingeschrieben. Thema der Diplomarbeit des Attentäters vom 11. September 2001 war die Sanierung eines historischen Wohnviertels der syrischen Stadt Aleppo – die inzwischen in Trümmern liegt. Attas Professor empfand ihn als ehrlich. „Der Mensch steht im Mittelpunkt des planerischen Interesses“, hatte Atta geschrieben. Zeitgleich plante er den Massenmord an tausenden Menschen.

Zur Gewalt bereite Islamisten können sich legal oder illegal im Land aufhalten, mit echten oder falschen Papieren. Sie können gebildet sein und ungebildet, Konvertiten oder nicht, auffällig fromm oder nicht, getarnt unter jedwedem denkbaren Deckmantel. Umso wichtiger ist der Einsatz der Ermittler – zum Schutz der gesamten Bevölkerung, und damit auch all der legitimen Asylbewerber, die nicht in einem Atemzug mit Verbrechern genannt werden wollen und dürfen. Wo das geschieht, tappt die Gesellschaft in eine weitere Falle der Täter. Auch das, genau das, gehört zu ihrem Kalkül.

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