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Politik: Bei "Hungerlohn" -Abfindung drohen die Opfer-Anwälte drohen mit dem Abbruch der Verhandlungen

Mit "vorsichtigem Optimismus" ist der Beauftragte der Bundesregierung, Otto Graf Lambsdorff, in Washington in die neue Verhandlungsrunde über Entschädigungen für ehemalige Nazi-Zwangsarbeiter gegangen. Er hoffe, dass in den Gesprächen die Weichen für eine endgültige Lösung gestellt werden könnten, sagte Lambsdorff kurz vor dem Beginn der Verhandlungen.

Mit "vorsichtigem Optimismus" ist der Beauftragte der Bundesregierung, Otto Graf Lambsdorff, in Washington in die neue Verhandlungsrunde über Entschädigungen für ehemalige Nazi-Zwangsarbeiter gegangen. Er hoffe, dass in den Gesprächen die Weichen für eine endgültige Lösung gestellt werden könnten, sagte Lambsdorff kurz vor dem Beginn der Verhandlungen. Wie er weiter mitteilte, wird das neue Angebot der deutschen Seite "in Zahlen" erst am Donnerstag auf den Tisch kommen, da der Koordinator für die deutsche Industrie, Manfred Gentz, erst dann anwesend sei. Über die Höhe des neuen Entschädigungsangebotes der Firmen und der Bundesregierung war in den vergangenen Tagen heftig spekuliert worden. Die "Frankfurter Rundschau" berichtete, das deutsche Angebot belaufe sich auf sechs Milliarden Mark.

In Berliner Regierungskreisen hatte es am Dienstag geheißen, die Summe werde deutlich weniger als sieben Milliarden Mark betragen. Anwälte der ehemaligen Zwangsarbeiter hatten mit einem Abbruch der Gespräche gedroht, sollte die deutsche Industrie nur einen "Hungerlohn" anbieten.

An den Verhandlungen nehmen neben Vertretern der Regierungen Deutschlands und der USA, der Unternehmen und der Anwälte der Zwangsarbeiter auch Beobachter Israels sowie verschiedener osteuropäischer Staaten teil. Anwälte und Vertreter von Opferverbänden drohten mit dem Abbruch der Verhandlungen. Unterdessen reichte der Weltrat der Orthodoxen Jüdischen Gemeinden Klage gegen die Deutsche Bank ein. Wie ein Anwalt der Organisation in New York mitteilte, wurde die Klage im Namen aller osteuropäischen jüdischen Organisationen eingereicht, die während des Zweiten Weltkriegs ihre Vermögen verloren.

Der Sprecher des Bundesverbandes Information und Beratung von NS-Verfolgten, Lothar Evers, machte im Deutschlandradio Berlin die Entscheidung über einen Ausstieg von der Höhe des deutschen Angebotes abhängig. Wenn die Opfer nach 54 Jahren erneut so gedemütigt würden, dass sie mit wenigen Mark nach Hause gehen sollten, müsse man irgendwann sagen: "Wir sind nicht Jahr um Jahr hier, um mit euch zu sitzen und es kommt kein vernünftiges Angebot auf den Tisch." Im Saarländischen Rundfunk forderte Evers die deutsche Industrie auf, mit den Zahlungen schon vor Abschluss der Verhandlungen zu beginnen. Er könne sich nicht vorstellen, dass eine Summe von 10 000 Mark ausreichend sei.

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