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Politik: Beiratsmitglied Kohl wird der "Credit Suisse" peinlich

Als der Finanzexperte Dr. Helmut Kohl in die Dienste der Schweizer Großbank Credit Suisse eintrat, glaubte man an einen Coup.

Als der Finanzexperte Dr. Helmut Kohl in die Dienste der Schweizer Großbank Credit Suisse eintrat, glaubte man an einen Coup. Wer hätte besser die Bank repräsentieren und das Ansehen mehren können als er? Das war im März 1999. Der internationale Beirat, in dem der Altkanzler Platz nahm, wurde mit Persönlichkeiten bestückt, "die auf dem internationalen Parkett einen hervorragenden Ruf genießen". Kohl entsprach den Anforderungen. Seit Wochen aber ist der Ruf des Ex-Kanzlers wegen seiner finanziellen Machenschaften zerrüttet und auf "internationalem Parkett" weichen ihm Freunde von einst aus. Für die Credit Suisse wird die Situation immer peinlicher.

Wann muss Kohl seinen hoch dotierten Nebenjob, in Bankenkreisen munkelt man von 100.000 Franken Gehalt, schmeißen? Die Sprecherin der Credit Suisse, Karin Rhomberg will nichts sagen. Im Prinzip sei der Posten im Beirat ein "Job auf Lebenszeit". Bisher habe das Gremium "ein gutes Echo ausgelöst". So schnell wird das Berater-Team jedoch keine Empfehlungen mehr abgeben. Die nächste Sitzung wollen die Experten um Kohl erst 2001 abhalten. PR-Profis sprechen von einem Dilemma. "Die CS muss eine Lösung finden, mit der sie weder sich selbst noch Kohl weiteren Schaden zufügt", rät Werner Mäder vom Züricher Kommunikationshaus "Trimedia". Also kommt ein offener Rauswurf Kohls nicht in Frage. Dagegen spricht auch die Männerfreundschaft, die ihn mit Rainer E. Gut, dem mächtigen Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse Group, verbindet. Langfristig wäre es für die Bank besser "auf ein paar hochkarätige Kontakte" zu verzichten, als den Klotz Kohl am Bein zu haben, meint Mäder. Er kommt zu dem Schluss, Kohl müsse selbst die Konsequenzen ziehen. Der Sprachstratege hat bereits eine Art Kommuniqué verfasst: "Da Herr Dr. Helmut Kohl sich voll und ganz der Bereinigung seiner Angelegenheiten in Deutschland widmen will, möchte er mit zusätzlichen Ämtern nicht mehr belastet werden."

Jan Dirk Herbermann

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