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Beirut: Autobombe tötet Politiker im Libanon

Bei der Explosion einer Autobombe ist in Beirut ein antisyrischer Politiker ums Leben gekommen. Es handelt sich um George Hawi, den ehemaligen Generalsekretär der Kommunistischen Partei. Erst am Vortag war das Endergebnis der Parlamentswahlen bekannt gegeben worden.

Beirut i(21.06.2005, 15:59 Uhr) - Die Polizei nahm vier Verdächtige fest, die zum Zeitpunkt der Explosion auf dem Dach eines benachbarten Gebäudes gestanden hatten. Das vom Berliner Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis geleitete UN-Team dehnte seine Ermittlungen zur Ermordung des früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri am Dienstag auf den Präsidentenpalast in Beirut aus.

Saad Hariri, dessen anti-syrisches Wahlbündnis nach der letzten Wahletappe am vergangenen Sonntag nun über eine Mehrheit im Parlament verfügt, verurteilte den Anschlag. «Diese Anschlagserie soll das Land destabilisieren und den Eindruck erwecken, die Libanesen bekämen die Lage nicht alleine in den Griff», sagte Hariri, der auch als möglicher neuer Ministerpräsident im Gespräch ist, nach einem Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac in Paris. Die Ermordung von Saad Hariris Vater Rafik im Februar hatte Proteste ausgelöst, die zum Abzug der syrischen Truppen aus Libanon beitrugen.

Die Mörder Hawis hatten den Sprengsatz nach ersten Ermittlungen unter den Vordersitzen versteckt. Hawi, ein säkularer Christ, erlag kurz nach der Explosion seinen Verletzungen. Seinem Fahrer, der überlebte, soll er in letzter Minute noch zugerufen haben: «Spring aus dem Auto!». «Ich sah einen Feuerball und dann einen Mann, der aus einem brennenden Auto flüchtete», berichtete ein Augenzeuge.

Die Ermittler sehen Parallelen zum Mordanschlag auf den anti- syrischen Publizisten Samir Kassir. Kassir und ein Passant starben am 2. Juni durch die Explosion einer am Auto des Journalisten angebrachten Bombe. Drusenführer Walid Dschumblatt und andere Oppositionspolitiker machten auch für den Anschlag am Dienstag syrische und libanesische Geheim- und Sicherheitsdienste verantwortlich. Der syrische Informationsminister Mahdi Dachlallah verurteilte die Bluttat auf Schärfste und betonte das Interesse Syriens an Frieden, Sicherheit und Stabilität in Libanon.

Amerikanische und französische Ermittler begutachteten unterdessen den Tatort des neuen Anschlags. Parallel dazu ließ UN-Chefermittler Mehlis die Büros und Wohnräume des Chefs der Präsidialgarde, Mustafa Hamadan, durchsuchen und den Sicherheitschef des prosyrischen Präsidenten Émile Lahoud befragen. Hamadan ist einer von sechs Sicherheitschefs, die von anti-syrischen Politikern für die Ermordung Hariris mit verantwortlich gemacht werden.

Begonnen hatte die Anschlagserie in Libanon im vergangenen Oktober mit einem fehlgeschlagenen Attentat auf den ehemaligen Minister Marwan Hamade. Dieser kommentierte am Dienstag das jüngste Attentat: «Es gibt eine schwarze Liste von politischen Führern, den der syrisch-libanesische (Geheimdienst-)Apparat loswerden will. ... Die Anschläge werden weitergehen.» Bislang ist keiner der Morde in Beirut aufgeklärt worden. Viele Libanesen setzen deshalb große Hoffnungen auf das UN-Team. (tso)

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