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Politik: Belgrader Polizei drängt erneut Demonstranten ab - Zusammenstoß zwischen Albanern und Serben in Südkosovo

Die Polizei in Belgrad ist erneut gegen rund 4000 Anhänger der jugoslawischen Opposition vorgegangen, die gegen Staatschef Slobodan Milosevic demonstrierten. Polizisten hielten den Protestzug am Dienstagabend vor einem Platz nahe dem Parlament auf und drängten die Menschen zurück.

Die Polizei in Belgrad ist erneut gegen rund 4000 Anhänger der jugoslawischen Opposition vorgegangen, die gegen Staatschef Slobodan Milosevic demonstrierten. Polizisten hielten den Protestzug am Dienstagabend vor einem Platz nahe dem Parlament auf und drängten die Menschen zurück. Diesmal wurde laut Augenzeugen keine Gewalt angewandt.

In sechs serbischen Städten gingen mehr als 20 000 Menschen auf die Straße, um gegen Milosevic zu protestieren. Allein in Novi Sad, der Hauptstadt der Voivodina, äußerten 10 000 Menschen ihren Unmut über den jugoslawischen Präsidenten. In Kragujevac forderten mehrere Tausend Menschen alle Oppositionskräfte dazu auf, sich zu vereinigen, um Milosevic aus dem Amt zu vertreiben. Seit dem 21. September finden in Belgrad und anderen serbischen Städten jeden Abend Demonstrationen gegen Milosevic statt. Organisiert werden die Protestaktionen von dem Oppositionsbündnis "Allianz für den Wandel". Auch in Nis, Valjevo, Cuprija und Mladenovac demonstrierten zwischen 200 und 5000 Menschen gegen die Regierung Milosevic.

Unterdessen wurde in der im Süden des Kosovo gelegenen Stadt Kosovska Mitrovica bei Zusammenstößen zwischen Albanern und Serben ein Serbe getötet. Insgesamt 18 Angehörige der internationalen Friedenstruppe KFOR und der UN-Mission im Kosovo (Unmik) wurden bei einem Eingreifversuch verletzt.

Der scheidende Nato-Generalsekretär Javier Solana sagte der italienischen Zeitung "La Repubblica", die Nato müsse noch "mehrere Jahre" im Kosovo bleiben. Dasselbe gelte auch für Bosnien, wo SFOR noch über Jahre hinweg nötig sei. Dies sei entscheidend für die Stabilität auf dem Balkan, die auf Dauer aber nur durch den Rücktritt Milosevics erreicht werden könne, betonte Solana erneut.

In Mitrovica griffen Albaner am Dienstagnachmittag nach einer Beisetzung eine Gruppe von Serben an, wobei ein Serbe starb. Zehn weitere Serben wurden verletzt. Nach Angaben eines französischen KFOR-Sprechers vom Mittwoch wurden 13 französische Gendarmen, vier russische Soldaten und ein US-Polizist verletzt, als sie einschreiten wollten. Die Trauerfeier von etwa 2500 Albanern sei zunehmend eskaliert, als ein Serbe auf einer Straße aus einem Auto gezogen wurde und die französischen Gendarmen eingriffen. Die aufgebrachte Menge sei dann auch gegen einen von russischen Soldaten geschützten serbischen Konvoi vorgegangen, sagte ein KFOR-Offizier. Die Albaner setzten Brandsätze ein.

Der UN-Sondergesandte und Leiter der Kosovo-Mission, Bernard Kouchner, verurteilte die Ausschreitungen scharf.

An der islamischen Beisetzungszeremonie auf einem Friedhof im Süden von Kosovska Mitrovica nahmen schätzungsweise 2000 Albaner teil. Die Toten, die vergangene Woche in einem Massengrab entdeckt wurden, waren den Ermittlungen zufolge während des Nato-Luftkriegs im April ermordet worden. Seit Kriegsende kam es in der zwischen Albanern und Serben geteilten Stadt im Süden des Kosovo wiederholt zu Gewalttätigkeiten zwischen den verfeindeten Volksgruppen.

Unterdessen teilte die UN-Mission mit, dass der Flughafen der Kosovo-Hauptstadt Pristina vom 14. Oktober an für den kommerziellen Flugverkehr geöffnet werden soll. Zunächst würden Passagiermaschinen der Crossair (Schweiz), der Adria Air (Slowenien) und der albanischen ADA-Gesellschaft den Flughafen Slatina, südwestlich von Pristina, anfliegen. Er wurde von der Friedenstruppe KFOR wieder aufgebaut und nach dem Kosovo-Krieg nur für militärischen Verkehr und Hilfsflüge genutzt.

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